Um 12 Uhr mittags mussten wir die Unterkunft zunaechst verlassen. Meine chilenische Begleitung muss heute abend zurueck nach Santiago, die Arbeit ruft. Wir machen alles in der Unterkunft von Marivel sauber, in der wir die letzten Naechte verbracht haben. Jetzt brauche ein Zimmer, um diese Nacht alleine zu verbringen. Alles wird mit Marivel und Hilfe meiner chilenischen Unterstuetzung abgemacht. Heute Nacht soll ich fuer 10.000$ P. in einem anderen Zimmer mit Gemeinschaftsbad verbringen. Abgemacht. Wir deponieren vorerst unser Sachen bei Marivel in einem alten Schuppen auf dem Gelaende, um den Tag noch gemeinsam verbringen zu koennen. Es soll zum Abschluss heute eine Bootsfahrt um Valdivia werden, um die Stadt einmal von einer anderen Perspektive sehen zu koennen. Bei den zahlreichen Promotern an der Uferpromenade haben wir schliesslich einer “wunderschönen” Bootsfahrt” mit ausgedehntem Landgang und Einkehrmoeglichkeit auf der Halbinsel Punukapa eingewillt. Für 6.500$ Pesos sind wir dabei.
Bis die Tour um kurz vor drei Uhr beginnt, schauen wir uns noch den Merkador Muncipal an. Dieser befindet sich im mehrstoeckigen Gebaeude auf der gegenueber liegenden Strassenseite des Merkador Fluvial am Ufer. Meine Begleitung kauft hier Mitbringsel und Erinnerungsstuecke. Ich kaufe mir einen Mapuche-Poncho. Wer weiss wie kalt es bei meiner Reise weiter in den Sueden Chiles wird.
Es beginnt die Bootsfahrt. Tourguide Mauricio stellt sich vor und wird uns bei der folgendenVeranstaltung begleiten. Wir cruisen den Fluss Calle Calle am Ufer entlang und begeben uns in immer tieferes Fahrwasser. Waehrend der ca. 45-Minuetigen Fahrt erzählt uns Mauricio Geschichten. Leider verstehe ich nicht viel auf dem ueberfuellten Dampfer, das Motorengeraesch uebertrumpft seine Mikrofonstimme.
An Land angekommen warten bereits Kinder, Pferde und ein Gespann auf Kundschaft. Wir entscheiden uns anderen Teilnehmern den Spaziergang anzutreten, immer Maurico hinterher. Unser Weg fuehrt schliesslich zur angepriesenen Einkehrmoeglichkeit. Als erstes faellt mir ein Kindertrampolin auf, daran ein grosses Schild: “15 Min. 1000$P”. Der erste Eindruck stiftet Verwirrung. Die Besuchergruppe sammelt sich an an den Tischen und waehlt nun das Mittagsangebot. Almuerzo fuer 6000$ Pesos. Wir entscheiden uns lieber gegen das Essen und spazieren etwas auf dem Gelaende herum.
Irgendwann haben dann alle gegessen und getrunken. Die Tour geht weiter. Mauricio fuehrt uns zu einem grossen alten Baum. Er fragt uns, ob ein Geschichtslehrer anwesend sei. Eine Frau meldet sich. Dieser Baum ist wohl 280 Jahre alt, Mauricio erzaelt uns die Geschichte des Baumes. Mapuche- Indianer haetten ihre Kinder bei einem Angriff der Spanier auf diesem Baum versteckt. So konnten sie hier ueberleben. Weitere Geschichten folgen… Am Ende heisst es, das Berühren dieses Baumes übertrage positve Energie. Einige glauben daran.
Danach geht es weiter… Wir landen in einem “Museum”. Fuer die ca. 60-Mann starke Gruppe sind Stuehle aufgestellt. Nachdem alle Platz genommen haben, bekommt jeder ein kleines Glaeschen Sidra in die Hand. Er schmeckt gut. Das Ambiente erinnert an eine Kaffeefahrt.
Jetzt haelt uns Maurice 10 Minuten lang einen Vortrag über Äpfel, die heilende Wirkung des Sidra und macht uns das Getraenk noch schmackhafter, als es schon ist. Dann kommt er zum Wesentlichen, es wird verkauft…
Anschliessend geht es ein paar Meter weiter in Richtung Ufer und Boot. Die Gruppe folgt Maurice, vorbei an den aermlich erscheinenden Einwohnern, die am Wegesrand ihren Apfelmost verkaufen wollen. Den will aber hier niemand kaufen. Die Gruppe folgt dem Líder Maurice und wird zu einem weiteren Gebaeude gefuehrt. Allen, die vom Sidra noch nicht genug bekommen haben, wird hier Cerveza angeboten. Natürlich mit einer entsprechenden Geschichte zu diesem Gebraeu.
Ich schaue mir den Garten des Anwesens an. Waehrend Maurice seine Koestlichkeiten verkauft, will ich etwas von den Himbeeren am Strauch naschen. Doch diese sind angeblich kontamiert…
Um 17:30 Uhr haben nun alle ihre Einkäufe getaetigt und befinden sich wieder auf dem Boot. Am Anleger wartet auch schon das naechste Boot, um hier an Land gehen zu können.
Auf dem Rueckweg schippern wir an einem Landstrich vorbei, auf dem sich der erste deutsche Kolonist Karl Anwandter angesiedelt haben soll. Um 17:30 Uhr sind wir dann wieder zurueck am merkador fluvial.. Maurice hilft den Damen beim Aussteigen und sammelt dabei eifrig Trinkgelder ein.
Jetzt muss meine Begleitung ihre Sachen fuer den Heimweg holen und ich will mein neues Zimmer beziehen. Im Stadtviertel ist ein Strassenfest, viele Leute amuesieren sich hier bei Musik und copas. Zurueck bei Marival erfahren wir, dass sich die Situation geändert habe. Das vereinbarte Zimmer fuer mich sei nicht mehr verfuegbar, die Sache sei kompliziert. Meine Chilenen diskutieren mit ihr. Ihr Mann eilt herbei. Um den Hals traegt auch er, wie Maurice, stolz und fuer jedermann sichtbar, den Davidstern. Doch diesmal in gold. Marivell versucht telefonisch eine Ersatzherberge fuer mich ausfindig zu machen, zunaechst vergeblich. Nachher findet sie wohl eine Moeglichkeit in einem Hostel, zum zuvor vereinbarten Preis.
Bevor meine Begleitung zum Busterminal muss, nehmen wir gemeinsam ein Taxi zu diesem Hostel. An der Tuere erfahren wir, dass das Zimmer fuer mich teurer sein soll. Ich lehne dankend ab.
Nun begleite ich zunaechst meine neue Bekanntschaft zum Busterminal. Ich frage, ob es die ganze Nacht geoeffnet hat, falls ich um 22:00 Uhr kein Bett mehr finde… Der Sicherheitsdienst verraet mir, dass das Busterminal in Valdivia zwischen 1:30 Uhr und 2:30 Uhr geschlossen hat. Immerhin, nur zwei Stunden in der Nacht. Das kriege ich schon hin…
Nach der Verabschiedung mache ich mich auf die Suche. Nicht weit vom Busterminal klingel ich bei den nahegelegenen Hospedajes. Nach zwei Absagen erbarmen sich die Leute aus dem Kiosk gegenueber des Terminals, mich fuer 10.000$ P. bis zum naechsten Morgen aufzunehmen.