Die nächste Blase – die Kohlenstoffblase

Der Radiobeitrag vom SRF berichtet in 5:39 Min. über Aktienbeteiligungen großer Fondsmanager in Energieunternehmen und die Widersprüchlichkeit zu den UN-Klimazielen.

“Die Fondsmanager pumpen das Geld von Sparern, Pensionskassen, Universitäten, Kirchen, Stiftungen und Wohltätigkeitsorganisationen über die Londoner Börse in klimaschädliche Projekte auf der ganzen Welt – und befeuern die Blase so weiter.” (Rohrbeck. In: DIE ZEIT. S.28)

Interviewpartner ist u.a. ein Mitarbeiter der Umweltschutzorganisation 350.org. Die Carbon-Tracker Initiative hat berechnet dass im Jahr 2011 schon ein Drittel des für die nächsten 50 Jahre weltweit vereinbarten Kohlenstoff-Budgets ausgeschöpft worden ist. Die großen Aktien-basierten Energieunternehmen dürften ca. 25 % ihrer lizenzierten Ressourcen ausbeuten, um die vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen.

“Die HSBC, Großbritanniens größte Bank, hat ausgerechnet, dass Unternehmen wie Shell, BP, Eni, Total oder Statoil 40 bis 60 Prozent ihres Marktwertes verlieren könnten, wenn sie die Rohstoffe, die sie sich gesichert haben, unter der Erde lassen. Die Bank of England sieht eine mögliche Gefahr für die Stabilität des Finanzmarktes. Und der frühere US-Vizepräsident Al Gore ist sich sicher:
‹‹Wir haben eine carbon bubble. Und sie wird platzen.››”  (Rohrbeck. In: DIE ZEIT. S.28)

Siehe auch hierzu:

Wie wenige Wirtschaftsvertreter die Mindestlohn-Debatte beherrschen

Die ZEIT meint, wer lernen will wie man ein Gesetz im eignen Interesse formulieren lässt, muss jetzt nach Brüssel reisen.

 „Mindestens 15 000 Lobbyisten verstopfen dort Restaurants und Empfänge; besonders viele sind es, wenn Gesetzesänderungen anstehen, die Banken und Versicherungen betreffen. Vom 13. Februar an kann man ihnen bei der Arbeit zusehen, bei der vierten sogenannten Public-Affairs-Konferenz – hübscher Titel, nicht? Es ist ein Tummelplatz für alle, die EU-Gesetzesmacher beeinflussen wollen: PR-Agenturen, Industrieverbände, Anwälte.“ (Tatje, In: DIE ZEIT. 06.02.14. )

Hauptsächlich sind es Wirtschaftsinteressen, die sich dann in der Gesetzgebung widerspiegeln sollen. Die Mindestlohndebatte wurde in den USA vor den anstehenden Midterm Elections angestoßen. Auch dort gibt es bereits Unkenrufe gegen einen flächendeckenden Mindestlohn. Die New York Times sagt dazu „Fight Over Minimum Wage Illustrates Web of Industry Ties“. Sie klärt uns über die Gemengelage im Kampf gegen den Mindestlohn auf. In Zeitung, Web und TV werden in den USA wohl häufig Warnungen das Employment Policies Institute herangezogen. Das Wirtschaftsforschungsinstitut prognostiziert im Falle eines gesetzlich festgelegten Mindestlohns eine lahmende US-Wirtschaft, steigende Armut und – Arbeitslosigkeit. Die NYT klärt jetzt auf welche Interessen hinter solchen Forschungsergebnissen stecken.

„Even if the legislation never passes – and it is unlikely to, given the polical divide in Congress – millions of dollars will be spent this year on lobbying firms, nonprofit research organisations and advertising campaigns, as industry groups like the National Restaurant Association and the National Retail Federation try to bury it.“ (Lipton. In: NYT. 09.02.14)

Das in der US-Debatte viel zitierte Wirtschaftsforschungsinstitut Employment Policies Institute werde vom Werbe- und PR-Fachmann Richard B. Berman geleitet. Er hat außerdem das  NGO Center for Consumer Freedom gegründet und ist damit gegen Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und verbindliche Kalorienangaben bei Fast Food vorgegangen. Die Zeitung berichtet dass Berman´s Unternehmen in den letzten Monaten ganzseitige Werbeanzeigen bei ihr und dem Wall Street Journal geschaltet habe.

„What is most important, said Lisa Graves, the executive director of an organisation responsible for the online publication PR Watch, is that newspapers derail Employment Policies Institute´s corporate ties when they cite research it publishes. Such disclosure happened in less than 20 percent of the cases over a three-year period, an analysis by PR Watch found.” (Lipton. In: NYT. 09.02.14)

Zudem hat das in Nachbarschaft zum Weißen Haus gelegene Büro eine Metro-Station am Kapitol mit einem riesigen Foto der Demokratin Nancy Pelosi versehen. Sie ziere dabei der Spruch „Teens Who Can´t Find a Job Should Blame Her.“

Doch das ist nicht genug. Das Employment Policies Institute habe wohl gar keine eigenen Angestellten. Gründer Berman´s Werbefirma stellt dem Institut die Dienste seiner Angestellten in Rechnung. Dies mache das nonprofit Institute zu einem gewinnbringenden Unternehmen für Mr. Berman. Nach Berechnungen der NYT konnte seine Werbefirma im Jahr 2012 dem nonprofit-Institut  $1,1 Millionen in Rechnung stellen.

„But its tax return shows that the $2.4 million in listed donations received in 2012 came from only 11 contributors, who wrote checks for as much as $500,000 apiece.”(Lipton. In: NYT. 09.02.14)

Für Berman, Leiter des Instituts und Chef der betreffenden Werbefirma ein lukratives Geschäft. Forschungsdirektor des Instituts, Michael Saltsman, 30 Jahre alt  und mit „undergraduate degree in economics“, stand zuvor beim Bundesbüro für Arbeitsmarktstatistik [federal bureau of Labor Statistics] in Lohn und Brot. Er entwift laut NYT dutzende Briefe an Zeitungsredakteure und Meinungsartikel, in denen er die Ansicht vertritt dass ein Mindestlohn mehr Schaden als Nutzen bringt. Der größte Teil der Instituts-Berichte seien von außen stehenden Akademikern vorbereitet worden. Personen wie „Joseph J. Sabia, .. associate professor of economics at San Diego State University“ hat demnach in den letzten acht Jahren mindestens $180,000 von Mr. Berman´s Gruppe bekommen, um sieben verschiedene Berichte abzuliefern. Jeder Bericht komme zu dem Schluss dass eine Erhöhung des Mindestlohns mehr Nachteile als Vorteile habe.

‹‹”There is never a good time to raise the minimum wage,” Mr. Sabia said at a briefing in the Longworth House Office Building late last month that was co-sponsered by the institute, as he laid out the findings of his newest report to Capitol Hill staff members and reporters.“You are not reaching the poor workers you want to help.”›› (Lipton. In: NYT. 09.02.14)

Sabia betont jedoch die Unabhängigkeit seiner Forschung, die akademische Publikationskriterien erfülle. Wirtschaftsprofessor Saul D.Hoffman der University of Delaware meint dass Sabias-Paper von 2012 basiere womöglich unbeabsichtigt auf zu geringer Datenmenge. Die korrigierte Fassung würde schließlich zeigen dass die Mindestlohn-Erhöhung im Staat New York im Jahr 2004 keine negativen Effekte auf die Beschäftigungsrate hatte –entgegengesetzt zur Schlussfolgerung des Instituts.

Berman wehrt sich dabei gegen jede Behauptung, seine Berichte seien tendenziös oder würden auf falschen Daten beruhen.

Zur gleichen Zeit werden passende Studienergebnisse von Lobbyisten jeglicher Colour herangezogen.

‹‹„Once you have the study, you can point it to it to prove your case – even if you paid to get it written,“ said one lobbyist, who asked not to be named because his clients rely on him to use this technique.›› (Lipton. In: NYT. 09.02.14)

So ist die Mindeslohn-Debatte längst in Deutschland angekommen. Kolja Rudzio vertritt den Standpunkt „Der Mindestlohn wird nicht verhindern, dass Menschen arbeiten und trotzdem Harz IV benötigen.“

„Es wäre besser, die Prioritäten zu überdenken: Millionen Menschen, die Masse der Aufstocker eingeschlossen, fehlt es schlicht an Arbeit und deshalb an Arbeitslohn. Es ist daher leichtfertig, wenn im linken Spektrum viele sagen, der Mindeslohn solle ruhig noch höher sein, um die Jobs, die das womöglich koste, sei es nicht schade. Auch die Bundesregierung macht es sich zu leicht, wenn sie glaubt, mit neuen Lohnvorgaben und neuen Rentenabgaben (die Arbeit verteuern) würde sie das Wichtigste schon anpacken. Was tut sie, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen? Wenig bis nichts.“ (Rudzio. In: DIE ZEIT. 06.02.14. S.31)

Weblinks:

Stellschrauben in einem defekten System

Die Tebartz van Elsts,  zu Guttenbergs und Wullfs seien gute Beispiele wie zahlreiche Bauernopfer für die Verblendung wahrer Missstände herhalten müssen und gelungen für öffentliche Empörung sorgen. Mit einem Wink zum Bischof nach Limburg sagt Kirchgänger Rether in seinem Bühnenprogramm, der CDU-Wahlkampf habe auch 30 Millionen Euro gekostet – und davon ist jetzt nichts mehr übrig. Am Ende meint er CDU stehe wohl für Christus dachte umgekehrt. Alle Abgeordneten Gäste einer Politainment-Show hätten in der Syrien-Krise auf eine Bombardierung von Assads Chemiewaffen gedrängt. Nur einem Vorschlag wurde einstimmig als populistisch kritisiert. Sarah Wagenknecht wollte mit Assad reden, nicht bombardieren. Angeblich wähle Rether ja Grün, denn eines sei klar: „Nicht wählen ist wie nicht Zähne putzen. Irgendwann wird es von ganz alleine braun.“

Rethers Anmerkungen zum bösen Nordkorea bilden schließlich das Sahnehäuptchen und sind ein Hochgenuss politischer Satire.

Alle sozialkritischen Anmerkungen des Kabarettisten Rether sind auch an uns selbst gerichtet, durchdacht und stiften wahrlich zum Nachdenken an. „Wie ist es so in der Freiheit?“ fragt er nachdem die Kirche, Snowden und der Mittelstand abgefrühstückt worden sind. Wir haben schon lange alle Informationen, viel geredet und nachgedacht. Doch jetzt ist es Zeit zu handeln! Bänker verteufeln und um die Ecke billige Klamotten aus einer eingestürzten Fabrik in Asien kaufen passe wohl nicht so recht zusammen. Der Banker macht auch nur was ihm logisch erscheint. Wir wissen jetzt dass Hagen Rether Bananen mag und Vegetarier ist. Nach seiner Bühnenshow Liebe 4 verstehen wir auch warum das so ist. Wenn wir weitermachen wie bisher gebe es in 20 Jahren keine Bienen, Speisefisch und Gletscher mehr – eine Logik des gegenwärtigen Systems.

Nach einer komödiantisch-nachdenklichen und auch sehenswerten Veranstaltung verabschiedet sich Hagen Rether mit den Worten: „Paßt auf eure Kinder auf!“ Dafür bekommt er lang anhaltenden Applaus.

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Hagen Rether im Steintor Varieté in Halle

Politik und Wirtschaft gemeinsam gegen ALG II Zuverdienstregelung

Während Präsident Obama die größten US-Wirtschaftsunternehmer von einer neuen Firmenpolitik gegen Diskriminierung Langzeitarbeitsloser auf dem Arbeitsmarkt überzeugt hat, sind sich Politik und Wirtschaft hierzulande über zu laxe Harz IV Regelungen einig.

Jeder neunte Einwohner ist in den Flächenländern im Osten von ALG II-Leistungen abhängig, jeder siebte in den Stadtstaaten, jeder sechzehnte im Westen. (s. Dt. Landkreistag)

Die Welt berichtet jetzt „Warum Aufstockern der Teilzeitjob reicht“ und warum Landkreise und Arbeitgeber das ändern wollen.

Die Landkreise müssen Geld sparen, das weiß man. Aber warum möchte die Wirtschaft die Zuverdienstregelung von Arbeitslosengeld II– Beziehern ändern?

‹‹Kritik an den Zuverdienstregeln kommt auch von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). “Offensichtlich ist es derzeit für viele attraktiv, nur ein geringes Erwerbseinkommen zum Arbeitslosengeld II hinzuzuverdienen”, erklärt die BDA. “Um wirksame Anreize zur Ausweitung der Arbeitszeit zu setzen, müssen die Regelungen zur Anrechnung von eigenem Erwerbseinkommen auf das Arbeitslosengeld II überarbeitet werden, die bisher niedrige Hinzuverdienste überproportional begünstigen”, fordert die Arbeitgebervereinigung…

Wirtschaftsverbände BDA, der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schon vor drei Jahren eine radikale Umgestaltung der bisherigen Regeln gefordert: “Die Freibetragsregelung muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden und Anreize setzen eine Vollzeittätigkeit aufzunehmen und den Hilfebezug aus eigene Kraft schnellstmöglich zu beenden.” ›› (Borstel. In: Die Welt. 03.02.14)

Politik und Wirtschaft möchten Anreize zur Aufnahme von mehr Vollzeittätigkeiten schaffen. Dies macht Sinn zu einer Zeit, in der alle Arbeitsmarktprognosen eine steigende Arbeitslosenquote vorhersagen.

“If current trends continue, global unemployment is set to worsen further, albeit gradually, reaching more than 215 million jobseekers by 2018.“ (Global Employment Trends 2014. S.3)

Immer mehr Menschen stehen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung und die Wirtschaft möchte durch weitere Sanktionen zusätzliche Anreize zur Arbeitsaufnahme schaffen! Ergo Löhne und Kosten der Arbeitnehmer erscheinen den Wirtschaftsvertretern zu hoch. Die neuen Mindestlohngrenzen sollen für diese Personengruppe dabei schon gar nicht gelten.

Den Armen der Gesellschaft fehlt die Lobby. Über sie wird seitens Politik und Wirtschaft entschieden. Das Kölner Institut für Wirtschaftsforschung, deren Beratungs- und Kommunikationsdienstleistungen kundenorientiert, kreativ und zielgruppengerecht sind, hilft gern dabei:

‹‹In dem Modell, das mit Unterstützung des IW erarbeitet wurde, wird selbst erarbeitetes Einkommen bis zur Grenze von 200 Euro vollständig auf das Arbeitslosgeld angerechnet. Hierdurch entfalle der Anreiz, sich mit einem kleinen Hinzuverdienst zu begnügen…”Menschen, die ihren Job aufgeben, muss man klarmachen, dass sie die Verpflichtung haben, jede Arbeit anzunehmen”, sagt Schäfer. ›› (Borstel. In: Die Welt. 03.02.14)

Die Tochtergesellschaft des Instituts Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) wurde von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie(Gesamtmetall) gegründet und wird von ihr finanziert (s. Lobbypedia). Da hilft man wohl bestimmt gerne dem Hauptgeschäftsführer des Landkreistages, Hans-Günther Hennike, bei den Plänen zur Entlastung der Kommunen.

Siehe auch:

  •  Langzeitarbeitslose”Die Jobcenter richten großen Schaden an” (ZEIT ONLINE. 24.02.14)
  • Das Märchen vom Fachkräftemangel (Video)

Zunehmende soziale Ungleichheit unvermeidbar im Kapitalismus der freien Marktwirtschaft

Während die Bundesagentur für Arbeit (BA) das Winterwetter für ihre neueste Statistik von 3,14 Millionen Arbeitslosen in Deutschland verantwortlich macht, sieht der französische Ökonom und Wirtschafts-Professor Piketty die Gesetze des freien Marktes für eine wachsende soziale Ungleichheit verantwortlich. Spiegel Online hat vor einer Woche über eine weltweite Steigerung der Arbeitslosenquote um 5 Millionen berichtet. „Insgesamt seien jetzt 202 Millionen Menschen ohne Job, heißt es im jüngsten ILO-Arbeitsmarktbericht.“ (Spiegel Online. 20.01.14) Über die Zukunftsprognose dieser UN-Studie wird nicht berichtet:

“If current trends continue, global unemployment is set to worsen further, albeit gradually, reaching more than 215 million jobseekers by 2018.“ (Global Employment Trends 2014. S.3)

Die gegenwärtige Situation nutzt Edsall in der New York Times für eine Rezension zu Piketty´s aktuellem Buch Capital in the Twenty-First Century. Edsalls Überschrift Capitalism vs Democracy erinnert an Augsteins jüngste Publikation: Sabotage. Warum wir uns zwischen Kapitalismus und Demokratie entscheiden müssen. Doch jetzt zur Edsalls Rezension:

Piketty behaupte die kapitalistische Dynamik treibe mächtige Kräfte voran, die eine Bedrohung für demokratische Gesellschaften darstellen. Unternehmer werden die Arbeiterschaft immer weiter dominieren, heißt es weiter. Solange Gehaltszahler ihre Bezahlung selbst bestimmen können werde es dahingehend keine Grenze geben, bis ihnen Zwangsabgaben auferlegt werden.

In seinem Buch, vor vier Monaten in Frankreich veröffentlicht und im März in englischer Sprache erhältlich, prophezeit der Ökonom unserer traditionell liberalen Wirtschaftspolitik bzgl. Ausgaben, Besteuerung und Regulation, ein Scheitern zur Minderung der Ungleichheit. Zur Unterlegung seinen Thesen hält er zahlreiche Vorlesungen in französischer und englischer Sprache ab.

‹‹Piketty proposes .. that the rise in inequality reflects markets working precisely as they should: „This has nothing to do with a market imperfection: the more perfect the capital market, the higher” the rate of return on capital is in comparison to the rate of growth of the economy. The higher this ratio is, the greater inequality is.›› (Edsall, In: NYT. 28.01.14)

Branko Milanovic, Ökonom in der Forschungsabteilung der Weltbank, lobt das Buch als eines der besten innerhalb der letzten Jahrzehnte, welches mit zu einem Umbruch ökonomischen Denkens beitrage.

Kernargument ist u.a. dass sich die soziale Gleichheit in den Jahren des Wirtschaftswachstums vom I. Weltkrieg bis in die 1970er Jahre höchstwahrscheinlich nicht wiederholen wird. Diese Zeitspanne sei eine Ausnahme eines tief verwurzelten Musters sozialer Ungleichheit. Diese glücklichen Jahrzehnte seien vor allem das Ergebnis zweier Weltkriege und der der Großen Depression. Erstarkende Gewerkschaften, die Teilung des aufstrebenden Wohlstandes mit den Arbeitern und starke Demokraten ließen einen Angriff auf den New Deal selbst für den wieder gewählten republikanischen Präsidenten Eisenhower als aussichtslos erscheinen. Doch diese Zeiten seien einmalig gewesen, da das Wirtschaftswachstum den Kapital-Gewinn nach Abzug der Steuern überstiegen habe. Wenn die Kapitalgewinne jedoch größer als das Wirtschafswachstum sind, so sei dies Piketty´s wesentliches Problem zur Entstehung sozialer Ungleichheit.

Weltbänker Milanovic schreibt in seinem Review, dies führe zu einer Änderung der Einkommensverteilung zu Gunsten des Kapitals. Wenn Kapitalerträge unbestritten konzentrierter als die Einnahmen durch Arbeitsleistung sind

“…personal income distribution will also get more unequal – which indeed is what we have witnessed in the past 30 years.“ (Edsall, In: NYT. 28.01.14)

Der einzige Weg diesen Prozess aufzuhalten sei eine globale Vermögenssteuer, bei der keine Schlupflöcher möglich seien.

„A global tax, in this scheme, would restrict the concentration of wealth and limit the income flowing to capital.“ (Edsall, In: NYT. 28.01.14)

Piketty würde eine jährlich angepasste Steuer auf Aktienvermögen, Staatsanleihen, Eigentum und anderen Posten erheben, die üblicherweise vor dem Verkauf nicht besteuert sind.

Seine Diagnose hilft den jüngsten Einbruch des nationalen US-Einkommens durch Arbeit und parallelen Anstieg von Kapitaleinkünften zu erklären.

Fig. 2: Nonfarm Business Sector: Labor Share U.S. Department of Labor. Quelle: NYT. 28.01.14

Daraufhin kommt Edsall in seinem NYT– Opinion Editorial auf die weltweite Zunahme der Arbeitslosenquote zu sprechen.

“Während der Anteil der Arbeitseinkommen am Weltsozialprodukt seit drei Jahrzehnten sinkt, wächst das Gewicht des Kapitals – die globalen Finanzströme schwellen weiter an…In Davos war wenig Hoffnung zu spüren, dass der Siegeszug der Vermögen gegenüber den Löhnen bald aufhört…Roboter und Computer würden mit wachsendem Tempo weitere Jobs ersetzen, meinte der Aufsichtsratschef von Google – bis hin zu denen von Ärzten, die Diagnosen stellen.” (Heuser. In: Die ZEIT. 30.01.14. S.19)

Dies kommt zu einer Zeit, in der die Arbeitsagentur schärfere Harz IV- Regeln fordert und Jobcenter immer empfindlichere Sanktionen gegen unwillige Hartz-IV-Bezieher verhängen. (Bild. 22.01.14)

Weiter unten in Edsalls Rezension wird die Einschätzung namhafter Ökonomen und Wirtschaftswissenschaftler zu Pikettys Ausführungen beschrieben.

Siehe auch hierzu:

Politiker und Journalisten, nicht immer sind sie gut aufeinander zu sprechen.

Die Kriegserklärung unseres Bundespräsidenten a.D. Wulff an Helmut Kohls Trauzeugen und Bild-Chefredakteur Diekmann hat sich als politischer Selbstmord erwiesen. Ein kurzer Moment fehlender Contenance und sein tragisches Ende.

Doch die Medien sind an allem Schuld, das hört man öfter. SPD-Kanzlerkanditat „Steinbrück schimpft die Medien“ titelt SZ Online. Er kritisiert die Rolle der Medien während seines Wahlkampfes und vergisst nicht

‹‹”dass zwei Zeitungen mich drei Wochen vor der Wahl in die Nähe der Stasi und des KGB ziehen wollten.“ [E]s gebe hierzulande einen Journalismus, “der im Wettbewerb um Klicks, Quote und Auflage banalisiert, alles personalisiert und vieles skandalisiert”, sagte er.›› (Klasen. In: SZ Online. 20.11.13)

Ein typischer Fall von Media Malaise:

“… In the world of competition today the news channels only search for sensational news like scandal, conflict, drama to attract the audience. They do not give a fair coverage to the existing stories as a fresh and bigger story is searched. As world wide news is covered there is an instant process of the delivering news and a break through and constant facts are given barely explaining the details which creates a state of confusion. This has a definite negative effect on politics and politicians…”

Journalisten müssen wohl ziemlich oft herhalten wenn Politikern die Berichterstattung nicht gefällt. Gut, in anderen Ländern mag es zwar keine kritische Berichterstattung geben. Diese Staaten rühmen sich auch nicht demokratischer Grundsätze, mit Presse- und Meinungsfreiheit an vorderster Stelle.

Am Mittwoch wird berichtet, der Australische Premierminister Abbott werfe dem staatlichen Rundfunk unpatriotisches Verhalten vor. Der Sender ABC stehe mit der kritischen Berichterstattung über die Asylpolitik seiner konservativen Regierung nicht auf der Seite des Volkes. ABC “könnte ruhig ein gewisses Maß an Unterstützung für die Heimmannschaft zeigen” zitiert ihn Spiegel Online.

Einen Tag zuvor hat der US-Republikaner Michael G. Grimm nach Obamas Rede zur Lage der Nation einen verbalen Fauxpas geleistet. Im Kapitol hat der Politiker ungewöhnlich bissige Drohungen gegen einen Journalisten ausgesprochen, so die NYT. Grimm, zuerst durch Unterstützung der Tea Party gewählt, wurde vom Reporter zu Vorwürfen bzgl. seiner Fund-Raising Kampagne im Wahlkampf konfrontiert. Auf eine offizielle Untersuchung in diesem Fall angesprochen geriet der Republikaner in Rage. Dumm für ihn dass seine Drohungen nach der Interview-Sequenz im Kapitol mit aufgenommen worden sind. Sie fanden daraufhin schnell ihren Weg ins Internet. Nach vulgären Beschimpfungen, der Warnung dass er den Journalisten Scotto wohl vom Balkon werfen würde, sagte er schließlich:

‹‹ „No, no, you´re not man enough, you´re not man enough. I´ll break you in half. Like a boy.” ›› (Wheaton+Santora. In: NYT. 29.01.14)

Die Geschichte ging wie ein Lauffeuer von der Netzgemeinde zu den Fernsehzuschauern. Der zornige Politiker musste sich daraufhin entschuldigen. Seine Worte seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Er sei davon ausgegangen dass das Gespräch im Off sei. Er erwarte ein gewisses Maß an Professionalität und Respekt, vor allem wenn er dem Journalisten mit seinem außerplanmäßigen Interview einen Gefallen tue. Er sei sicher nicht der erste und letzte Kongressabgeordnete, der im Off spreche. Später nach reichlicher Kritik musste er eingestehen dass er seine Emotionen besser im Griff gehabt haben sollte und lud den betroffenen Mr. Scotto zum Mittagessen ein. Dieser hatte schon einige landesweite TV-Auftritte hinter sich. Sein Chef vom Politik-Ressort Bob Hardt meint allerdings dass es nicht die erste Konfrontation des Abgeordneten mit einem Journalisten gewesen sei. (vgl. Wheaton+Santora. In: NYT. 29.01.14) Immerhin gibt es eine öffentliche Debatte darüber, woanders verschwinden die Journalisten einfach und tauchen nicht mehr auf.

Interessante Links hierzu:

Immer auf die Armen und Schwachen!

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Quelle: ZEIT ONLINE. 27.01.14

Minijobbern, Rentnern und Aufstockern droht die Ausgrenzung vom bevorstehenden Mindestlohn, welcher durch Verdrängungseffekte der Niedriglöhner dann systematisch unterlaufen wird. (Spiegel Online. 27.01.14) Wettbewerb ist eben wesentlicher Bestandteil des Systems. Zur gleichen Zeit veröffentlicht ZEIT ONLINE eine aktuelle Infografik zur Verteilung des weltweiten Reichtums. Der Datenreport von Credit Suisse als Grundlage der Grafik, zeigt

„dass es noch immer sehr wenige Superreiche – rund ein Prozent – mit einem Vermögen von mehr als einer Million Dollar gibt, die allerdings rund 40 Prozent des gesamten Vermögens auf sich vereinen.“ (ZEIT ONLINE. 27.01.14)

Derweil schlägt die Bundesbank eine Einbeziehung von vermögenden Personen kriselnder EU-Staaten vor- im Falle einer drohenden Staatsinsolvenz. (Spiegel Online. 27.01.14)
Ob die Politik einen längeren Arm als die Geld-Elite hat gilt es noch zu beweisen, nachdem z.B. 2010 die Legarde-Liste mit über 2000 griechischen Kunden der Schweizer Privatbank HSBC der griechischen Regierung abhanden gekommen ist. Vermeintliche Warnungen zypriotischer Regierungsvertreter an über 130 Unternehmen, rettete diese zwar rechtzeitig vor rund 700 Millionen € Zwangsabgabe, stärkt aber nicht gerade das Vertrauen in gekaufte Politiker. (SZ. 02.04.13)
Aber bald dürfen wir ja an der Wahlurne wieder unsere Meinung abgeben.

Neues aus der Anstalt – Goldman-Sachs – bestens vernetzt

Netzwerke schaden nur dem, der sie nicht hat. Das Netzwerk der Großbank Goldman-Sachs ist jedoch sehr engmaschig, ihm entkommen wahrscheinlich auch keine kleinen Fische.

10 Minuten Amüsement oder Tragik, wie man es sehen will:

Natürlich darf die Atlantik-Brücke in der Show nicht fehlen, in der

“konkrete Handlungsempfehlungen erdacht werden, die sich an Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien richten.” (Atlantische Initiative)

Ehrenvorsitzender und Mitherausgeber der ZEIT, Helmut Schmidt, läßt regelmäßig in seiner Zeitung für die Konferenzen trommeln, Kai Diekmann von der Bild darf auch mitspielen. Ein Blick in die Mitglieder-Liste lohnt sich.

Siehe auch hierzu:

Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. [Rosa Luxemburg]