Bekannt ist Punta Arenas vor allem für die Pinguin-Kolonien vor der Haustüre. Doch die Pinguine kommen aus der Antarktis zum Brüten her und sind Ende März alle wieder verschwunden. Man könnte von hier aus nach Feuerland hinunter, doch meine Zeit in Chile läuft langsam ab. So bleibt mir in Punta Arenas nur noch die Zeitung El Pingüino und die Stadt mit Hilfe des Stadtplanesaus der Touristeninformation am Plaza de Armas anzuschauen.
Punta Arenas ist klein und beschaulich. Den Randbezirk schaue ich mir mit dem Bus an. Hier sind vornehmlich Privathäuser zu sehen. Ich habe den Eindruck dass die Stadt außer der geografischen Lage nicht besonders viel zu bieten hat. Wer weiter nach Feuerland will oder zur rechten Zeit die Pinguine hier betrachten möchte, ist hier genau richtig. Andere fliegen nach Punta Arenas, um von dort aus in den ca. 400 km entfernten Nationalpark Torres del Paine zu gelangen. Bus-Sur fährt täglich von Punta Arenas unter anderem zum Park Torres del Paine.
In der GEO berichtet ein anderer Traveler über die Reise ans Ende der Welt. Andere waren rechtzeitig vor Ort, wie man in ihren Reiseberichten lesen kann.
Ich schaue mir die Stadt an und erfreue mich der bunten Häuser in Punta Arenas. Dabei muss ich sofort an Valparaíso denken. Doch hier befinde ich mich viel weiter südlich an der Magellanstraße. Die großen Satellitenschüsseln der Telefonbetreiber erinnern einen stets daran, dass man fast am Ende der Welt angelangt ist. Das Stadtleben hier finde ich jedoch nicht außergewöhnlich, eine Freihandelszone (zona franca) soll Leute anlocken. Außerdem wird der Friedhof der Stadt in den Reiseführern angepriesen. Es gibt Leute, die sich dafür faszinieren können.
Besonders tolle Angebote kann ich hier nicht entdecken… und fahre bald wieder mit dem Bus zurück in die Innenstadt.
Im Hostal Chiloe lerne ich Wen aus China kennen. Stolz will ich ihm beim kochen erzählen dass ich in Puerto Natales einen Radfahrer kennengelernt habe, der in Canada gestartet ist und seit drei Jahren auf dem Weg nach Feuerland ist. Ja, er ist auch mit dem Rad unterwegs, ist jedoch im Mai 2012 in Shanghai gestartet. Nachdem er nach Asien den Mittleren Osten durchquert ist, ging die Reise zunächst durch Afrika. Nach dem Sprung von Südafrika an die Süddspitze Südamerikas soll dieser Kontinent nun bis Alaska mit seinem Drahtesel bereist werden. In China haben sie schon einen TV- Bericht über ihn gebracht und er blogt immer von unterwegs, wenn möglich.
Alles hat seine Zeit, so auch der Aufenthalt hier. Wie auf dem Stadtplan Puerto Natales ersichtlich, ist der Ort nicht all zu groß. Auch diese Stadt lebt wohl mittlerweile vom Tourismus und nicht wie früher vom Fischfang.
Zumindest ist Puerto Natales ein idealer Ausgangspunkt zum Parque Torres del Paine oder Punta Arenas.
Ich nehme den Bus-Sur vom ZOB Rodoviario P. Natales um 12:30 Uhr. Für die Fahrt zur AVDA. COLON 842 in Punta Arenas zahle ich 6010 $ CHP. Auf meinem Boleto sehe ich, dass ich Sitzplatz Nr. 22 habe.
Unterwegs wird ein Fahrgast auffällig, weil er mehr Alkohol getrunken hat, als er verträgt. Schließlich wird der betrunkene Fahrgast wegen Verstoß gegen die Beförderungsbedingungen “ley de transporte” von der Polizei in Empfang genommen. Durch die kleine Verzögerung kommt der Bus dann um 16:40 Uhr in Punta Arenas an.
Circa 24 km nördlich von Puerto Natales an der Ruta 9 befindet sich die Pingosalvaje. Das Anwesen Estancia Laguna Sofia liegt am gleichnamigen Bergsee weit abseits der Zivilisation. Wer kein Auto zur Verfügung hat, wird z.B. in Puerto Natales abgeholt oder fährt mit dem (Sammel-)Taxi. Auch in meinem Hostel Patagonia Adventure kann ein Aufenthalt mit Reitführer/-in an der Laguna Sofia gebucht werden.
Vor Ort warten nicht nur jede Menge Pferde auf einen Ausritt. Reitführer/-in und Übernachtungsmöglichkeiten in Cabana oder Zelt sind ebenfalls möglich. Entweder man möchte sich seber versorgen, oder es wird vorzüglich für den Besucher gekocht. Nachdem ich mich nach meiner Ankunft mit den Pferden schnell vertraut gemacht habe, bekomme ich wieder die erfahrene Dorothea zur Gefährtin auf vier Hufen. Christian von der Pingosalvaje mir bereits gestern die Grundzüge des Reitens erklärt und schon sitze ich wieder auf der Dame und genieße den Ausritt. Zunächst gewöhne ich mich an das Gefühl oben auf dem Pferd zu sitzen, mich Dorotheas Bewegungen anzupassen und dabei die Zügel in der Hand zu haben. So geht es mich als Anfänger erstmal langsam los.
Nebenbei genieße ich wie immer den Sonnenuntergang bei diesem herrlichen Panorama.
Bevor ich heute Nachmittag zu meiner ersten Reitstunde auf der Estancia Laguna Sofia gebracht werde, mache ich noch einen Spaziergang durch das alte Fischerdorf und heutiges Touristenzentrum Puerto Natales. Das Wetter ist herrlich, an der Uferstraße genieße ich im Café Kau mal wieder einen ordentlichen Cappuccino. An den Pulvercafé habe ich mich Chile zwar mittlerweile gewöhnt, doch ein Kaffee aus einer richten Expresso-Maschine schmeckt doch schon besser. Nicht dass es so etwas in Chile nicht gebe, doch löslicher Kaffee ist bei den Menschen hier wohl eher gebräuchlich.
Am Nachmittag werde ich dann von meinem Hostel Patagonia Adventure abgeholt, um auf dem Lande erste Reitstunden zunehmen .
Doch wohl ein bischen spaet geworden… Nach einer Woche fernab zivilisatorischer Anehmlichkeiten hat der Abend in Puerto Natales etwas hingzogen. Dumm nur, wenn nachts um halb drei niemand mehr die Tuere in “meinem” Hostel oeffnet. Alles klopfen und klingeln ist vergebens, was nun tun mitten in der Nacht. Da fallen mir die Carabinieros ein, dort muesste ja auch zu dieser Zeit jemand anzutreffen sein. Gluecklicherweise befinde ich mich auch am Plaza de Armas, der Weg ist also nicht all zu weit.
Dort hoert man sich meine Geschichte an und will sich selbst ein Bild der Lage machen.Ich soll zurueck zu meinem Hostel und dort warten.
Wenig spaeter kommt ein Streifenwagen, doch man hoert auch ihre Signale zunaechst nicht. Doch dann wird eine Nummer gewaehlt und mir versichert, bald komme jemand, um mir die Tuere zu oeffnen. Gesagt, getan.
Ab 23 Uhr haette ich mir einen Schluessel an der Rezeption besorgen muessen, wird mir dann gesagt. Sorry, das wusste ich nicht.
Doch bald darauf kann ich endlich wieder in einem richtigen Bett liegen, mit Matraze, Bettgestell und so.
Viel geschlafen habe ich heute nicht, obwohl ich es doch bitter noetig haette. Aber das Fruehstueck wollte ich dann doch nicht verschlafen.
Viel interessanter ist fuer mich ist jedoch das Mittagessen in Puerto Natales geworden. Nach einer Woche Selbstverpflegung mit dem Kocher aus dem Rucksack hat der Abend gestern nicht ausgereicht, um Verpasstes nachzuholen. Ausserdem bekomme ich langsam das Gefuehl, das ich hier in Chile am Pazifik viel zu wenig Fisch gegessen habe. Aber wie soll ich bei den tausenden Moeglichkeiten fuer die Touristen hier das beste Fischlokal ausfindig machen?
Ich frage einen Einheimischen wo ich gut und guenstig Fisch essen koenne. Ich gelange an Petero, einen gebuertigen “Puerto Natalesen”. Freundlich will er mir den Weg zum Restaurant seiner Wahl erklaeren. Ich versuche alles mitzubekommen. Dann meint er wohl, es besser mich bis dorthin die drei Blocks zu begleiten. Wir gehen zusammen los und unterhalten uns dabei ueber Puerto Natales, den Tourismus hier und die Menschen in Chile. Wir gehen am grossen Supermarkt Unimarc in der Stadt vorbei und nehmen dahinter die erste Querstrasse Calle Rramírez.
Dies soll es also sein, das Restaurant, wo die Leute aus dem Fischereidorf Puerto Natales mittagessen.
Zum Dank fuer die freundliche Begleitung lade ich Petero auf ein Getraenk ein. Gerne will er mir weiter Gesellschaft leisten und wir setzen uns hin. Waehrend mir die Fischsuppe empfohlen wird, unterhalten wir uns weiter ueber Gott und die Welt. “Fischsuppe” denke ich mir, “bin ja mal gespannt”. “Ob man davon satt wird?”
Die Suppe kommt und ploetzlich laeuft mir das Wasser im Munde zusammen. Frisches Meeresgetier tummelt sich in meinem dampfenden Suppentopf. Wo auch sonst soll man, wenn nicht in einem Fischereidorf, dass wohl mitterweile mehr vom Tourismus lebt, frischen Fisch essen koennen. Waehrend ich das Essen geniesse, unterhalten wir weiter. Am Ende bin ich so gesaettigt, dass ich verstehen kann, warum die Suedamerikaner erst so spaet zum Abendessen uebergehen.
Den Nachmittag verbringe ich mit Postkarten-Schreiben und in der Sonne einfach relaxen.
Spaeter am Abend entscheide ich mich nicht allein im meinem Zimmer sitzen zu wollen. Ich gehe nochmal raus, diesmal mit Schluessel.
Im Base Camp trifft man immer bevorstehende und erfolgreiche Nationalparkbesucher aus aller Welt. Und so treffe ich auch hier “zufaellig” wieder Leute, die im Parque Torres del Paine auf dem Trek kennengelernt habe. Es wird Pizza gegessen und Bier getrunken, aber diesmal nicht so lange….
Heute ist der letzte Tag im Parque Torres Del Paine und es geht wieder an den Ausgangspunkt Paine Grande am Lago Pehoé bzw. Parkeingang Laguna Amarga und schließlich Puerto Natales zurück. Die Karte vom Nationalpark brauche ich dann nicht mehr.