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Bis El Calafate geschafft…
In aller Herrgottsfrühe ist der Bus im Dunkel beim Busterminal El Chalten (Argentinien) angekommen. Nach einer gut halbstündigen Wartezeit kommt der Anschluss nach El Calafate. Bei der Abfahrt aus den Busterminal kann man zum Tagesanbruch die Umgebung von El Chaltén und den Blick auf den Mte. Fitz Roy in der Nähe genießen. Der Blick aus dem Fenster überwältigt. Der Berg fügt sich mit seinen Nachbarn bestens in die weichen Pastelltöne einer malerischen Traumlandschaft ein. Man fühlt sich zur Zeit des Sonnenaufgangs als Protagonist in einem Zeichentrick-Film.
Sollte ich bereuen nicht hier geblieben zu sein? Aber ich will noch mehr von Chile´s Süden sehen und der Nationalpark Torres de Paine ist bestimmt nicht ohne Grund so legendär. Doch jetzt genieße ich zunächst einmal den Blick aus dem Fenster.
In El Calafate angekommen gibt es wenig UÜberraschungen…
Wie könnte es auch anders sein, der nächste Bus nach Puerto Natales in Chile fährt von hier aus erst morgen früh ab. Also muss ich erstmal einen weiteren Tag und eine Nacht in El Calafate verbringen. Hätte ich doch nur ein paar argentinische Pesos mehr. Die paar Pesos Argentinos in meiner Tasche verwende ich jetzt erstmal für das Internetcafe…
Gegen Mittag habe ich dann eine Unterkunft gefunden, bei der ich mit meinen wenigen US-Dollar bezahlen kann. Die Alberque Estrella ein wenig oberhalb vom Busterminal ist schnell erreicht. Da ich für die Nacht keine 190$ Pesos Argentinos ausgeben kann, bezahle ich in US-Dollar. Das macht alles zwar etwas teurer, doch ich brauche für den einen Tag in Argentinien keinen teuren Wechselkurs bei einer Bank zu zahlen. Natürlich gibt es auch hier, wie in Los Antiguous, ein Restaurant im Ort, das chilenische Pesos gegen argentinische Pesos eintauscht. Doch auf diesen Service verzichte ich auch hier. Ein paar argentinische Pesos habe ich von Einkehrern in Villa O’Higgens eingetauscht. Damit kann ich nun erstmal im Supermarkt bezahlen.
Beim Spaziergang durch das beschauliche Örtchen mit der Mapa-El-Calafate aus dem Busterminal werde ich auf einmal an zu Hause errinnert. Seitdem ich Santiago verlassen habe, bin ich von meiner Arbeit unbehelligt gewesen. Doch jetzt kommt der Schlag, bald muss ich auch schon wieder zurück…
Darauf trinke ich erstmal mit Juanita, die ich im Bus nach El Calafate kennengelernt habe, und ihrem Bekannten vor Ort, ein Bier. Kurz darauf der nächste Wink mit dem Zaunpfahl. Was sehe ich da im Regal stehen, eine Flasche Kölsch?! Das muss ich probieren. Nach dem Öffnen werde ich jedoch nicht mehr weiter an zu Hause erinnert…
Ein Tag in Argentinien
Um unkompliziert in den Süden Chiles zu gelangen, ist der Weg durch Argentinen angebracht. So kann man die Gelegenheit nutzen, sich die argentinsche Seite von Patagonien anzuschauen. Doch dazu muss man zunächst die XI Region Aysén verlassen. Dies geht nicht immer ganz so schnell, wie gewünscht.
Der Parque Argentino Los Glaciares und Berg Monte Fitz Roy sollen einen Besuch wert sein. In der nächstgelegenen Stadt von Chile Chico, Los Antiguos in Argentinien, fahren die Busse jedoch erst am Abend Richtung Chaltén am Mte. Fitz Roy. Wer am Vortag hier ankommt, muss zunächst den Tag in Los Antigous verbringen.
In Anbetracht der verronnenen Zeit werde ich wohl auf den Nationalpark Los Glaciares verzichten müssen und direkt El Calafate weiter im Süden ansteuern. In El Calafate ist dann der Verkehrsanschluss zurück ins südliche Chile möglich. Von dort aus soll es dann nach Puerto Natales gehen. Mal schauen wie lange die Reise diesmal dauert…
Den Tag muss ich noch in Los Antiguos verbringen, einer Kleinstadt, in der es leider nicht viel zu sehen gibt.
Doch am Strand vom Largo Buenos Aires kann man die Zeit gut verbringen. Zum Schwimmen ist das Wasser zu kalt und der Wind pfeifft einem ins Gesicht. Zum Glück gibt es einige Grill-Nieschen, in denen man vom Wind geschützt sein eigenes Süppchen kochen kann.
Gegen 20 Uhr fährt der Bus alwaysglaciers.com Richtung El Chaltén und El Calafate vom Terminal in Los Antiguos ab. Wenn alles nach Plan läuft, bin ich dann morgen früh in El Calafate.
O’ Higgins crece…
Heute soll das Schiff über den Largo O’Higgens endlich mal wieder ablegen. Derzeit ist windstill, dafür aber regnerisch…
Die Carbineros de Chile stehen Spalier am Bootsdeck. Unser Gepaeck wird wieder aufgenommen, diesmal unter Deck verstaut. Der Motor läuft, alle warten auf das Ablegen und den bevorstehenden Grenzübertritt nach Argentinien. Dort soll der Treck vorbei am Nationalpark Los Glaciares angesteuert werden. Doch dazu muss man zunächst einmal die XI-Region in Chile verlassen…
Die Bootsfahrt über den Largo O’Higgens wird zum dritten mal verschoben. Nachdem zuvor immer wieder das schlechte Wetter hinhalten musste, ist diesmal wieder der Motor defekt. Neue Termine für die Bootsfahrt kommen wie gewohnt nur spontan, witterungsbedingt, zustande. Nachdem wir zum zweiten Mal an Bord und wieder zurück geschickt worden sind, fühlen sich manche ein wenig verschaukelt. Doch am Seegang kann es diesmal nicht liegen…
Den Missmut einiger Traveller aufgenommen, entscheidet sich die verantwortliche Gesellschaft Robinson Crusoe spontan, Freiwillige mit dem defekten Schiffsmotorenteil nach Coyhaique mitzunehmen. Der Bus, der zweimal wöchentlich von Villa O´Higgens abfährt, ist heute morgen bereits abgefahren.
Ein paar Leute nehmen den Bus zurück nach Coyhaique… Doch dazu muss die Fähre in Pto. Yungay erwischt werden. Sie faährt dreimal täglich, zu langen Überlegungen bleibt keine Zeit. Ich fahre mit.
Die Fähre haben wir gerade noch rechtzeitig geschafft, es kann weiter gehen.
Mit dem defekten Schiffsmotorenteil auf dem Weg nach Coyhaique wird die Gruppe über Cochrane weiter bis kurz vor Pto. Guardal gebracht. Der Blick unterwegs auf die Landschaft um die Carretera Austral stimmt (fast) schon wieder versöhnlich.
Knapp 10 Kilometer vor Puerto Guadal werden wir abgesetzt. Mit dem regulären Bus von Villa O´Higgens aus wären wir heute wahrscheinlich nur bis Cochrane gekommen. Jetzt gilt es in der Gruppe auszumachen, wer beim Hitchhiking im Falle eines limitierten Sitzplatzangebotes zuerst mitfahren darf. Wir ziehen Spielkarten, das Päarchen darf nur eine Karte für beide ziehen. Ich ziehe die Nr. Eins, darf also als erster mitfahren.
Doch alle haben Glück. Ein hilfsbereiter Chilene nimmt uns alle mit nach Pto. Guadal…
Dort haben wir wieder immenses Glück. Da einige schon zuvor in Pto. Guadal gewesen sind, wissen wir wo der Minibus nach Chile Chico startet. Kurz vor 18 Uhr befinden wir uns am Supermercador Plaza und erwischen gerade noch den Bus von Martin Pescador ins über 80 km entfernte Chile Chico.
Auch diese Fahrt für 10.000 $Pesos und Farbenpracht um den Lago General Carrera ist eine Wonne für das Auge.
Dafür ist Patagonien bekannt, die Farbenpracht der Natur und Idylle seiner Berg- und Seenlandschaft.
Um 20:50 Uhr errichen wir dann nach knapp zwei Stunden Fahrtzeit Chile Chico an der Grenze zu Argentinien. Das Glück bleibt uns hold, ein Sammeltaxi von Transportes Vargas (Tel:92150890) will uns gleich fuer 6000$ Pesos/ Pers. nach Los Antiguos in Argentien bringen. Wir sind dabei.
Gegen 22:00 Uhr hat die Gruppe eine Unterkunft in Los Antiguos gefunden. Von hier aus können wir uns wieder nach Süden bewegen.
Es geht bergauf in O’Higgens
Stimmungstief in Villa O’Higgens
Keiner weiß wann das Schiff über den Lago O´Higgens endlich ablegen wird, allgemeine Frustration macht sich breit. Manche lassen sich in die Liste eines Einwohners eintragen, der viel günstiger mit seinem Boot fahren will. Doch diese Liste ist schon voll. Einige versuchen jetzt auf eigene Faust den Weg zurück in Richtung Cochrane einzuschlagen. Der Japaner Taro, den ich mit dem Canadier Art in Puerto Yungay das erste Mal getroffen habe, findet irgendwann eine Mitfahrgelegenheit zurück. Art kauft das Fahrrad einer gerade angekommen Treckerin ab und macht sich damit auf den Weg zurück. Ich will eigentlich nicht den gleichen Weg zurück, den ich gekommen bin und habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Die Zeit vergeht heute sehr langsam…
Am Plaza de Armas schaue ich mir die Anzeigetafel an, die das Gebiet um Villa O´Higgens anzeigt:
Ich versuche den Tag irgendwie zu verbringen und hoffe, dass ich morgen mehr über die nächste Bootsfahrt erfahre und einen abwechslungsreicheren Tag haben werde.
Ruta Glaciar Rio Mosco
Die Ruta Glaciar Rio Mosco beginnt am zentralen Mirador Cerro Santiago in Villa O´Higgens. Der Wanderweg ist gut markiert und sehr abwechslungsreich. Erster Anlaufpunkt des Treks ist der Mirador del Valle, den man ohne schweres Gepäck in einer guten halben Stunde erreicht (s.Foto oben). Kurz dahinter befinden sich weiter oben Möglichkeiten, Sturz-Wasser aufzufüllen.
Nach ca. einer Stunde vom Ausgangspunkt Mirador Cerro Santiago trifft man auf das Ufer des Rio Mosco und geht weiter flussaufwärts.
Nach insgesamt ca. zwei Stunden Gehzeit trifft man auf das Refugio Puesto Rivera. Dies lädt zum Verweilen ein, die Tuere steht jedem offen. Außen befindet sich Feuerstelle und Plumsklo, innen locken den Wanderer Ofen, Feuerstelle, Sitz- und Schlafmöglickeiten an.
Wer weitergehen möchte bleibt für ca. eine Stunde auf derselben Uferseite, ohne den Rio Mosco zu überqueren. Nach dem Refugio Puesto Rivera wird die Orientierung ein bischen schwieriger. An einer Stelle direkt am Flussufer war ich mir nicht sicher, ob ich den Rio Mosco überschreiten muss. Eine markante Wegmarkierung zeigt zwar, dass man richtig ist, doch der Weiterweg muss erst gesucht werden. Jedoch braucht man sich einfach nur weiter geradeaus am Ufer entlang zu bewegen, ohne den Fluss zu überqueren.
Nach ca. einer Stunde Gehzeit vom Refugio aus erreicht man eine kleine Brücke über einen Seitenarm des Rio Mosco.
Wie auf der Karte zu sehen, spaltet sich der Trek daraufhin (s. rot markiertes Kreuz). Ab jetzt muss man auf die aufgestellten Steintürmchen achten, um sich orientieren zu können. Der Rundweg geht bei der Brücke weiter nach Norden auf den Berg hinauf.
Wer zum Aussichtspunkt am Gletscher will, geht nach der Brückenüberquerung geradeaus weiter in östliche Himmelsrichtung. Ein Steinturm linker Hand zeigt später den Aufstieg im Norden, immer am Flussufer entlang an.
Man steigt das dem Ufer umgebene Gestein flussaufwärts hinauf. Hin- und wieder zeigt ein Steintuürmchen, dass man auf dem richtigen Weg. ist. Der Weg durch das grau-silbern schimmernde Schiefergestein wirkt gewaltig und wird mit der Zeit immer unwegsamer. Weiter oben müssen die Hände eingesetzt werden.
Das Bachbett verjüngt sich nach oben hin und das Schmelzwasser des Gletschers entwickelt dabei eine beeindruckende Kraft. Wenn man sich dem Aussichtspunkt oben weiter nähern möchte, sind ab einem gewissen Punkt starke Nerven und Mut gefragt. Es beginnt eine Kletterpartie dicht über dem reißenden Strom des schmelzenden Gletschers. Wer diese Passage heil übersteht, muss nach ca. 50 Metern feststellen, dass das Wasser irgendwann den Weiterweg versperrt. Weiterklettern ohne Ausrüstung scheint mir ab jetzt nicht mehr möglich. Vermutlich ist die Schneeschmelze derzeit zu weit fortgeschritten.
Für mich heißt es an diesem Punkt, wieder den Rückweg anzutreten. Nach einer guten Stunde bin ich wieder am Refugio Puesto Rivera angelangt. Der zügige Rückweg zum Ausgangspunkt Mirador Cerro Santiago in Villa O´Higgens dauert von der Schutzhütte aus dann gute zwei Stunden.
El ultimo rincon – O´Higgens
Um 07:45 Uhr bringt uns der Bus von RobinsonCrusoe gegenüber der Unterkunft El Mosco an diesem Sonntag zur Anlegestelle am Puerto Bahamondez. Diese befindet sich am Ende der Carretera Austral. Um 08:45 Uhr legt das Schiff am Lago O´Higgens ab.
Doch um 09:44 Uhr heißt es, das Motorboot müsse wegen schlechten Wetterbedingungen umkehren. Gesagt, getan. Der Hafen Bahamondez auf der anderen Seite des Sees wurde angeblich von der Marine gesperrt.
Wann es wieder weiter geht, ist derzeit unklar. Der nächste Bus ins 219 km entfernte Cochrane fährt wieder in 5 Tagen…
Ein Bus nach Tortel gebe es nicht, der nächste Bus nach Cochrane fahre erst am Donnerstag und ein Sammeltaxi könne man für 200.000 $CLP bekommen.
Um 11 Uhr legt das Schiff an, jedoch an der gleichen Anlegestelle wie zuvor. Der Bus bringt uns wieder zurück ins Dorf O´Higgens.
Am Mittag schlage ich diesmal mein Zelt bei El Mosco auf.
Große Wander-Touren kann man an diesem Tag nicht mehr machen, einige wollen außerdem ihr Geld für die erfolglose Bootsfahrt zurück. Doch das Büro öffnet erst um 16:30 Uhr. So beschließt eine Gruppe, das zugehörige Hotel von RobinsonCrusoe gegenüber unserer Unterkunft zu besetzen. Doch zunächst passiert nichts. Ein Passant sagt nur: “It happens a lot of times. The people are waiting here the hole afternoon and no one comes.” Später erscheint eine Hotelkraft, um uns zu berichten, dass die verantwortliche Person nicht komme, weil sie heute ihren freien Tag habe.
Doch das schreckt niemanden ab, die Gruppe bleibt sitzen und wartet. Die Hartnäckigkeit zahlt sich schließlich aus. Um 18:00 Uhr kommt Senor Wilson zum Büro und eine halbe Stunde später haben alle ihr Geld zurück. Wann das Boot das nächste Mal ablegt, kann derzeit niemand sagen. Es hängt von der Wetterlage ab, bekommt man zur Antwort.
Villa O’Higgens erkunden
Nach meiner Ankunft gesternabend schaue ich mir das kleine Dorf O´Higgens an. Gegenüber der Unterkunft El Mosco befindet sich das Zelt von RobinsoCrusoe, zuständig für die Überquerung des Lago O´Higgens. Wegen Reperaturmaßnahmen soll das Boot allerdings nicht heute, sondern erst morgen ablegen. Informationen aus erster Hand erfährt man jedoch erst später, das Büro öffnet erst ab 16:30 Uhr. Also genug Zeit, den Ort zu durchstreifen und nach Einkaufsmöglichkeiten zu schauen.
Später wieder im Hostel & Campamento El Mosco angelangt, erfahre ich von den Gästen dass eine Gruppe Touristen mit einem privaten Boot eines Einwohners am Mittag ausläuft. Das Boot sei aber schon voll. Also erstmal abwarten…
Internet-Verbindung gibt es in El Mosco nicht, der öffentlich zugängliche Computer mit Internetanschluss befindet sich in der Bibliothek. Doch die hat am Wochenende,, also heute, geschlossen. Doch mit meinem Handy und dem Netzbetreiber Entel kann ich wenigstens ins Netz gehen.
Später öffnet das Büro von RobinsonCursoe und verkauft die Tickets für die Bootsüberquerung über den Lago O´Higgens für 46.500 $CLP. “Ein stolzer Preis” denkt man sich dabei. Doch wie sonst kommt man weiter nach Süden? Am anderen Ende des Sees soll es dann zu Fuß bis zum Lago de Desierto an der Grenze zu Argentinien gehen, um dann ggf. wieder mit dem Boot über den See zu fahren. Auf der Strecke soll es eine wunderschöne Aussicht, u.a. auf den Mte. Fritz Roy, geben. Die Wanderung geht dann über El Chalten in Argentinien, um von dort aus mit dem Bus nach El Calafate und Puerto Natales fahren zu können. RobinsonCrusoe hat nicht nur das Boot für die Überquerung des Lago O´Higgens, sondern bietet auch eine Lounge im Dorf und verschiedeneTrips an. Auch der Grenzübergang nach Argentinien ist auf ihrer Webseite beschrieben.
Das Bootsticket ist gekauft, morgen früh soll das Schiff ablegen…
Mas feliz – in Villa O’Higgens angekommen
Proximo destino: Villa O’Higgens
Von Tortel soll es weiter südlich nach Villa O´Higgens gehen. Die Büste von Bernando O´Higgens am Plaza de Armas weist den Weg. Doch die Weiterreise wird nicht einfacher. Bis hierhin habe ich es mit Glück und freundlichen Chilenen als Hitchhiker geschafft. Der Weg weiter nach Süden wird sich wohl jedoch noch schwieriger gestalten.
In der Touristeninformation oben sagt man mir, dass ein Einwohner zweimal wöchentlich mit seinem Kahn nach Puerto Edén fahre. Von dort aus ginge es dann irgendwie weiter nach Puerto Natales. Später erfahre ich dann im Internet, dass 2016 eine weitere Verbindung von Tortel über Puerto Edén nach Puerto Natales geschaffen werden soll. Eine Schiffsroute von Puerto Yungay nach Puerto Natales soll im Jahr 2016 schon bestehen.
Doch in Tortel erfährt man nicht sehr viel.
Mein Zeltnachbar Stefan erzählt mir vorher, wie ich außerdem nach Villa O´Higgens kommen kann.
Option 1 ist, mit dem Bus nach Cochrane zu fahren, und von dort aus direkt nach Villa O´Higgens. Doch der Bus nach O´Higgens fährt nur zweimal wöchentlich.
Option 2 bedeutet, mit dem Bus nach Cochrane für 2000 $CLP zur Kreuzung (Cruze) bzw. Abzweig nach Pto. Yungay zu fahren – und sich von dort aus durchschlagen. Von der Kreuzung sollen es ca. 20 km zu Puerto Yungay sein. Hier findet dreimal täglich eine kostenlose Fährfahrt über den Rio Bravo statt. Bis Villa O´Higgens sind es dann nochmal ca. 100 km Wegstrecke durch das Gebirge. Mit vollem Gepäck zu Fuß und ohne Rastmöglichkeiten unterwegs eigentlich ein unmögliches Unterfangen. Es sei denn, man findet jemanden, der einen mit dem Fahrzeug mitnimmt. Doch viele Fahrzeuge sind auf dieser Strecke nicht unterwegs.
Das alles wird mir jedoch erst hinterher klar. Also entscheide ich mich mit dem Bus bis zur Cruze zu fahren und mich von dort aus irgendwie durchzuschlagen.
Doch selbst der Weg mit Bus zum Abzweig Pto. Yungay ist nicht so unkompliziert, wie angenommen.
An der Information in Tortel heißt es zunächst, der Bus fahre um 10 Uhr Richtung Cochrane ab, später doch gegen 12 Uhr und schließlich dann um 11:30 Uhr. Man fragt, ob ich denn nach O´Higgens fahren möchte. Ich frage mich dabei, “wollen sie mich hier behalten? ”
Am Ende fährt der Bus um 12 Uhr mittags nach Cochrane und setzt mich für 2000$ CLP um knapp eine halbe Stunde später an der Cruze nach Pto. Yungay ab. Die Hälfte der Strecke nach Pto. Yungay habe ich jetzt schonmal geschafft. Das Pto. Yungay kein Ort zum längeren Verweilen ist, wird mir dann erst später klar.
Ich steige also an der Cruze mit schwerem Gepäck aus und keuche schon auf den ersten Metern den steilen Anstieg hinauf. “Ohh, das kann ja noch lustig werden”, denke ich mir bald darauf.
Auf dem ersten Kilometer Anstieg gucken schon andere neugierig, wo der Packesel denn hin will. Ich muss weiter, “irgendwo kann ich unterwegs bestimmt mal rasten, aber doch noch nicht auf den ersten Kilometern”, denke ich mir. Später treffe ich Kurt aus Bergisch-Gladbach. Er parkt mit seinem Wohnmobil in Gegenrichtung und hat einen Chilenen dabei. Bei einem kurzen Plausch erfahre ich, Kurt hat sechs Jahre in Chile gelebt und als zivil-militärischer Angestellter beim US-Militär beim Staudamm-Bau dabei gewesen. Ich gehe weiter…
Gegen 15 Uhr nimmt mich nach gut zwei Stunden zum Glück ein Pickup-Geländewagen mit.
Die 15-minütige Fahrt auf der Ladefläche endet bei Puerto Yungay. Hier gibt es nicht viel, außer (Militär-)Baracken, einer Anlegestelle mit Fährhaus und ein teurer Kiosk.
Jetzt heißt es warten, bis die Fähre ankommt und alle Wartenden zur gegenüberliegenden Seite bringt.
Die Abfahrtszeiten sind von Dezember bis März jeweils dreimal täglich, von April bis November zweimal am Tag.
Während man auf die Fähre wartet, lerne ich die anderen Reisenden kennen, z.B. Art aus Canada und Taro aus Japan. Außerdem muss ich noch eine Mitfahrgelegenheit für die restlichen 100 Kilometer nach Villa O´Higgens organisieren. Nicht alle Fahrer haben Platz für mich, doch ich habe wieder Glück. Lisset und Oskar sind ebenfalls in Pto. Yungay angekommen und nehmen mich wieder mit. Um 18:15 Uhr legt die Fähre ab und braucht eine halbe Stunde bis zum Ufer am Rio Bravo. Nun liegen noch ca. 100 km Carretera Austral durch das Gebirge bevor.
Ohne Mitfahrgelegenheit wäre ich mit meinem schweren Rucksack und meinem Proviant wohl nie in Villa O´Higgens angekommen. Wo ich unterwegs am Straßenrand mein Zelt hätte aufbauen können, ist mir auf dem Weg dorthin auch nicht ganz klar geworden. Doch ich sitze ja jetzt im Auto von Oskar und Lisset, bis wir dann um 21:20 Uhr im Dunkeln an unserem Ziel ankommen.
Im Auto hieß es, die Fähre dort über den Lago O´Higgens, um weiter nach Süden zu kommen, fahre nur einmal wöchentlich, und zwar am nächsten Morgen. “Also schon wieder Glück gehabt”, denke ich mir.
Doch zunächst muss ein Quartier für die Nacht gesucht werden. Der Ort O´Higgens ist sehr überschaubar, doch nachts in einer neuen Stadt ist die Orientierung dadurch nicht einfacher. Aber Lisset und Oskar wissen Bescheid und steuern das Hostel mit Camping-Möglichkeit El Mosco an.
Hier sagt man uns, das Boot über den Lago O´Higgens fahre wegen Reperaturmaßnahmen erst am Sonntag ab…