Sollten Arbeitsvermittler der Bundesagentur für Arbeit mehr Verständnis für Ihre Klienten entwickeln oder zählen Sie bald selber zu diesem Klientel?
Der für 2014 und 2015 geplante Abbau von rund 3000 Stellen soll in diesem Verwaltungapparat nun erstmal um zwei Jahre verschoben werden, wie der Spiegel berichtet. Laut Personlrat der BA arbeiten die Mitarbeiter dort bereits am Limit und die Arbeitsintensität habe sich bis an die Grenze der psychischen und physischen Leistungsgrenze verdichtet. “Grund dafür sei auch das überbordende Controlling-System, das teilweise mehr Zeit in Anspruch nehme als die eigentliche Arbeitsvermittlung.” Auch der Bundesrechnungshof wirft der BA bei den internen Zielvorgaben Schönfärberei vor, wie im o.g. Artikel zu lesen ist.
Das nicht alle “Arbeitsvermittler” die Methoden und Anweisungen ihrer jeweiligen Dienststelle gut heißen, zeigt der Fall Inge Hannemann. Wie die Thüringer Allgemeine und der Nordkurier berichten, wurde die ehemalige JobCenter-Mitarbeiterin freigestellt, weil sie das «System Hartz IV» als menschenunwürdig kritisiert hatte. Nicht umsonst gibt es so viele, die gegen Hartz IV sind.
Ob das nur “Die Abgehängten” sind, von der DIE ZEIT in der aktuellen Ausgabe (S.25 f.) berichtet, ist fragwürdig. “Zu den Abghängten gehören Jugendliche, die ohne Abschluss von der Schule gehen, die das Arbeitsamt von Maßnahme zu Maßnahme schiebt. Es sind junge Männer, die sich mit Gelegenheitsjobs durchschlagen, mit Schwarzarbeit oder krimellen Geschäften…Eine halbe Million Heranwachsender haben die Arbeitsagenturen in allerlei Schulungen gesteckt, in Ein-Euro-Jobs und in Warteschleifen zwischen Schule und Lehre. Sie gelten nicht als arbeitslos, obwohl sie keine reguläre Arbeit haben.”
So erklärt sich vielleicht auch die Aussage: “Nur 2 Prozent aller Akademiker sind arbeitslos, nur 5 Prozent aller Menschen mit abgeschlossener Lehre – aber 20 Prozent der Ungelernten.”
Welche Rechenkünste man beherrschen muss, um zu solchen Ergebnissen zu kommen, erschließt sich mir leider nicht. Wo doch in der jüngsten Engpassanalyse der BA zu sehen ist, dass im August 2013 jeder Dritte bis Vierte bei “fachlich ausgerichten Tätigkeiten” bzw. (hoch-)komplexen (Spezialisten-)Tätigkeiten arbeitslos ist. Bei Helfer- und Anlerntätigkeiten sind es dann 2226 Arbeitslose auf 100 Arbeitsstellen. (s. Report Engpassanalyse August 2013, S. 32)
Wie beruhigend es auch ist, dass von den Arbeitnehmern jeder vierte im Niedriglohnsektor beschäftigt ist.
“Fast acht Millionen Menschen in Deutschland arbeiten für Niedriglöhne. Etwa zwölf Millionen leben an oder unter der Armutsgrenze. 25 Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben sogenannte prekäre Jobs.” (Augstein, in Spiegel Online)
Als neuer Arbeitgeber würde sich sicher gern die Callcenter-Branche anbieten, die 2011 mit 36 Millionen Euro vom Staat subventioniert wurde, weil der Lohn ihrer Beschäftigten nicht zum Leben reicht. Im Umgang mit schwierigen Kunden sind die Arbeitsvermittler doch geübt und eine Verbindung scheint ja schon zu bestehen.