Der Machtkampf in Libyen weitet sich auf die zukünftige Kontrolle der Libyschen Zentralbank aus. Diese Woche haben Aufständische der kriegführenden Parteien eine der zwei Zentralbank-Filialen unter ihre Kontrolle gebracht. Seit dem Sturz von Muammar Gaddafi ist das Land in verschiedene Fraktionen gespalten. Die U.N. haben den Angriff auf die Bank im östlich gelegenen Benghasi scharf verurteilt und in Genf eine Verhandlungsrunde der beteiligten Konfliktparteien initiiert. Ergebnisse sind zurzeit nicht bekannt, Reuters berichtet von anfänglichen Schwierigkeiten bei den Verhandlungsversuchen.
Die Zentralbank fungiert laut New York Times als Depot für 100 Milliarden Dollar in Auslandseinlagen. Ein Großteil davon lagert in westlichen Finanzzentren. Auch die Erlöse aus dem Ölgeschäft werden über die Bank abgewickelt. Durch anhaltende Kämpfe resultieren hier Einschnitte von ursprünglich 1.7 Millionen Barrel auf unter 250.000 Barrel täglicher Ölfördermenge. Die NYT berichtet dass die Zentralbank stets um Neutralität bemüht sei und ebenso als Finanzier des Außen- und Verteidigungsministeriums fungiere.
Doch die Etablierung von zwei rivalisierenden Regierungen, eine im westlich gelegenen Tripoli und die andere in den östlichen Städten Tobruk und Bayda, strapazieren die Neutralitätsbemühungen der Zentralbank, über die u.a. die Beamtengehälter ausgezahlt werden.
Die Tobruk-Bayda- Regierung ist laut NYT unter de facto Kontrolle des desertierten Gaddafi-Generals Khalifa Hifter, der letztes Jahr ein Militärputsch angekündigt habe, um das Land von Extremisten zu befreien. Er spricht sich für die Absetzung des derzeitigen Vorsitzenden der Zentralbank, den Ex-Banker Sadik el-Kaber, aus. Doch dieser sieht von einem Rücktritt vom Hauptquartier in Tripolis ab. Die (ehemalige) Hauptstadt wird laut Bericht von moderaten Islamisten, Extremisten und Militanten der Hafenstadt Misurata kontrolliert. El-Kaber habe bereits Meetings mit US- und britischen Diplomaten, als auch Beamten aus dem Weißen Haus, Außen- und Finanzministerium in Washington abgehalten. Diese scheinen an seiner Position festzuhalten.
Die Gegenseite um Kommandeur Hifter habe den Tresor noch nicht geöffnet und bis zum Tag der Veröffentlichung am 22. Januar nur technische Einrichtungsgegenstände entfernt. Ein Verhandlungsergebnis scheint noch auszustehen.
Weblinks:
- Libyen: Nationalistische Armee meldet Einnahme von Hafen (Spiegel Online. 06.02.15)