Der lange Arm der Investment-Bank Goldman Sachs

Ein heute erschienener New York Times- Artikel macht auf die Anklage einer ehemaligen Bankerin der Fed aufmerksam:

Die Ex-Bankerin der Federal Reserve Bank of New York, Carmen M. Segarra, bezichtigt ihre ehemaligen Vorgesetzten der Fed, sie wegen negativer Untersuchungsbefunde bzgl. der Investmentbank Goldman Sachs unter Druck gesetzt und schließlich sogar gefeuert zu haben.
Begonnen hat die Arbeit Segarra´s bei der Fed im Oktober 2011, nachdem sie zuvor Karriere an der Wall Street, Citigroup und Bank of Amerika gemacht hatte. Ihr damaliger Vorgesetzter bei der Federal Reserve sprach später von verloren gegangenem Vertrauen, Ex-Kollegen brachten sie passend mit gelegentlichen Verschwörungstheorien in Verbindung.
Dabei geht es um existierende bzw. bestandene „conflics of interest“ bei Goldman Sachs, mangelnde Richtlinien, die verhindern sollen, eigenes Gewinnstreben dem Kundeninteresse überzuordnen.
In einem Meeting im März 2012 einigten sich die Prüfer der Fed auf eine vertrauliche Abwertung, die schließlich für die Investmentbank mit Kosten zur Behebung des Mangels verbunden ist. Für die Negativbewertung machte sich laut New York Times die Fed-Angestellte Segarra stark, die laut Bericht einige Wochen später dafür von ihren Vorgesetzten dazu gedrängt worden sei, ihre Untersuchungsergebnisse zu korrigieren.

„The vote to downgrade, which has not been previously reported, could have been a big blow for Goldman.“

Die geschasste Bankerin hat angemahnt, dass der Investmentbank eine “policy on conflicts” gefehlt habe. Die Anklage bietet außerdem einen interessanten Blick auf die Beziehungen zwischen der US-Bankenaufsicht und der Wall Street. Sogar heute, nach der Finanzkrise 2008, haben die Banken Einfluss auf ihre Aufseher, vor allem wenn sie unter einem Dach versammelt sind. Dies geht aus Aussagen ehemaliger Banken-Regulatoren für die New York Times hervor, die lieber anonym bleiben wollen.
Die Fed möchte sich selbst zu dem Fall der übereifrigen Sagarra nicht äußern, Sprecher Jack Gutt sagt jedoch:

„Personnel decisions at the New York Fed are based exclusively on individual job performance and are subject to thorough review. We categoriacally reject any suggestions to the contrary”

Goldman Sachs Sprecher Michael DuVally kann ebenfalls nicht viel zur Aufklärung beitragen. Segarra hatte bereits einige Ungereimtheiten dieser mächtigen Investmentbank untersucht, bei denen von Interessenkonflikten bei großen Transaktionen gesprochen worden ist. Auch hier kommt wieder eine mangelnde Richtlinie zum Umgang mit solchen Begebenheiten durch die Bankerin Segarra zur Sprache. Ihr Stabschef Mr. Silva schien ihr bei einer Besprechung im Dezember 2011 zunächst zugestimmt zu haben.

„Mr. Silva `expressed concern that Goldman would suffer significant financial harm if consumers and clients learned the extent of Goldman´s noncompliance with the rules on conflict of interest,” according to the lawsuit.”

Zusätzliche Ungereimtheiten kommen hinzu und Segarra zieht einen weiteren Vorgesetzen hinzu.

„Further efforts to raise the issue were also stymied and her bosses prohibited her from asking Goldman more questions about the deal – a decision that prevented her from finishing her report.“

Die Prüferin läßt sich den Mund nicht verbieten und spricht ihre Erkenntnisse schließlich im 20-köpfigen „Fed´s legal and compliance risk team“ aus, voraus sich schließlich eine Abwertung im jährlich und vertraulichen Rating der Fed von Note 2 auf 3 nicht mehr vermeiden ließ.
Ihr Boss Mr. Silva begann Wochen nach dem Votum Segarra´s Ergebnisse anzuzweifeln, wie seine E-Mails anscheinend belegen. Tage nach dem Austausch der elektronischen Post setzen die Vorgesetzen Mr. Silva und Mr. Koh die Bankerin unter Druck, sie möge doch die negativen Befunde ihrer Überprüfung entfernen, wie die New York Times unter Berufung auf die Anklage berichtet.

„The men, Ms. Segarra said, told her that they did not find her position „credible.“ Ms. Segarra said she refused to modify her findings – a position she said she reiterated in an e-mail. On May 23, 2012, Ms. Segarra was terminated and escorted from the building.”

Link zur ZDF-Mediathek: “Goldman-Sachs – Eine Bank lenkt die Welt

http://youtu.be/IJtO_o-G5Jk

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