Globalisierung und freier Handel machen es möglich, exotische Südfrüchte zur Vorweihnachtszeit bei uns an der Ladentheke. Das ZDF hat kürzlich eine Dokumentation über die reichsten Deutschen, die öffentlichkeitsscheuen Aldi-Brüder, gezeigt. So reich, dass sie laut Doku einst eine Bank vor dem Bankrott retten konnten.
Der Preis ist klein und Qualität wird hier anscheinend groß geschrieben. Das zieht Kunden an. Am Obststand kann der Kunde Granatäpfel zum unschlagbar günstigen Preis von 1,15 Euro kaufen. Der Blick auf das Herkunftsland wirft jedoch Fragen auf. Ursprung: Israel.
Wo genau kommen diese exotischen Früchte aus Israel her und welche Landesgrenze wird darunter verstanden? Das völkerrechtlich akzeptierte Israel innerhalb der Grenzen von 1967 oder das expansionistische zionistische System der Nachfolgejahre?
Während des letzten Gaza-Krieges ist über einen angeblichen Boycott israelischer Produkte in Europa berichtet worden. Der Krieg gab Anlass gegeben, über die Politik der angeblich einzigen Demokratie in Nahost zu berichten. Dabei machte die internationale BDS-Bewegung auf die Verhältnisse palästinensischer Bauern und Landwirte unter israelischer Besatzung aufmerksam.
„Palestinian farmers face the brunt of Israel’s land confiscations, demolitions and water theft.” – (See more at: http://www.bdsmovement.net/activecamps/farming-injustice#sthash.D0k7v49a.dpuf
Expansion der eigenen Staatsgrenze durch eine Teilungsmauer, internationale Kritik zum stetig andauernden Siedlungsbau, Kriegsverbrechen und Ignoranz gegenüber Völkerrecht steckt man einfach weg. So haben nach dem UN-Teilungsplan von 1947, den Osloer Abkommen der 90 Jahre und unzähligen Verhandlungen zu den Staatsgrenzen zweier Völker bisher lediglich weitere Expansion auf Seiten Israels zur Folge gehabt. Lobbyismus, Wirtschaftsinteressen- und militärische Macht dominieren westliche Rechts- und Moralauffassungen und setzen uns Scheuklappen auf.
Wenn wir diese Politik unterstützen wollen brauchen wir nur weiter zu machen, wie bisher. Die Aussicht auf ein Schnäppchen im Supermarkt dämpft schnell unser Moralempfinden und Neugierde.
Doch will man die genaue Herkunft dieser Granatäpfel bei Aldi ermitteln, stößt man nur auf weitere Fragen. Man sollte meinen die Produktverpackung liefere nähere Informationen zur genauen Herkunft. Ein Besuch auf der angegebenen Website auf www.terra-export.com kommt zu folgendem Ergebnis:
„This account has been suspended. Either the domain has been overused, or the reseller ran out of resources.” (Stand: 16.12.14)
Tippt man bei Google die Anschrift der vermeintlichen Handelsadresse ein, so liefert das ebenfalls keine Ergebnisse. Auch Google Maps kennt die Adresse nicht. Keine Ressourcen für einen Webauftritt, kann das sein? Eine Domainabfrage liefert folgendes Ergebnis:
Registrant Name: MICHAL HUBASHI MICHAL HUBASHI
Registrant Organization:
Registrant Street: HARUGEY MALCHUT 22
Registrant City: TEL AVIV
Registrant State/Province:
Registrant Postal Code: 69714
Registrant Country: IL
Das Feld Organistion bleibt leer, die Region ebenfalls. Hat man etwas zu verbergen? Worauf man bei der Suche jedoch fündig wird ist die Seite namens whoprofits.org. Diese Seite veröffentlicht die Wirtschaftsbeziehungen und –Verhältnisse israelisch besetzter Gebiete zum Weltmarkt. Der Report: „Made in Israel: Agricultural export from occupied territories” listet die Händleradresse auf.
“Who Profits’ report concerns the major Israeli agricultural export companies presently operating in occupied territories. The report demonstrates the severe implications of an Israeli-only agriculture in occupied Palestinian and Syrian lands.” (whoprofits.org. Stand. 17.12.14)
Verpackungen und Firmenlabels dieses Exportbetriebes im besetzten Jordantal gesichtet. Es verhärtet sich also der Verdacht, dass der Ursprung dieser Früchte nicht Israel im völkerrechtlichen Sinne ist. Um sicher zu gehen, müsste man bei Aldi nachfragen. Doch was interessiert es uns, wenn wir ein gutes Geschäft machen können.
Weblinks:
- Geheimes Papier: Deutschland will Kriegsschiffe für Israel finanzieren (Spiegel Online. 14.12.14)
- Nahost-Konflikt: Israel plant Tourismuszentrum im Westjordanland (Spiegel Online. 22.12.14)