Der Kulturhistoriker und Mittelost-Kenner Klaus Gallas feiert heute seinen Geburtstag und ist zudem Herausgeber des jüngst im Mitteldeutschen Verlag erschienen Buches „Orient im Umbruch”. Der Arabische Frühling und seine Folgen“. Nach seiner Buchvorstellung Mitte November in Halle bestätigt sich ein offener Umgang mit dem z.T. sensiblen Thema des Nahost-Konfliktes und Interessen der jeweiliger Akteure in dieser heiß umkämpften Region.
Das Buch besteht aus Beiträgen zahlreicher namhafter Autoren aus Wissenschaft und Journalismus und bietet einen Überblick über die jüngste Historie und politische Lage im Orient. Dabei wird ein vertiefter Blick über die gängige Mainstream-Berichterstattung hinaus geboten. So spricht der ehemalige Leiter des ZDF-Auslandsbüro in Iran, Ulrich Tilgner, über die „Politik der Scheinheiligkeit“ in Afghanistan. Der ehemalige Botschafter in Bagdad, Kairo und Teheran Bernd Erbel schildert die „falsche Wahrnehmung“ auf den Iran. Überraschend offen und mutig spricht der ehemalische SZ-Korrespondent Heiko Flottau über „Zeiten im Wandel – Israels Anspruch auf eine ethnische Demokratie“. So kann sich der Leser ein erweitertes Bild über die Wurzeln des Nahost-Konfliktes machen. Der Beitrag kann auch zum Beispiel ergänzend zur Publikation „Palestine, Peace not Apartheid“ des ehemaligen US-Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Jimmy Carter gelesen werden.
Muriel Asseburg, u.a. Wissenschaftlerin des Forschungsinstitut SWP der Bundesregierung, hat selbst in der Levante gelebt. Nachdem sie im Februar in Halle selbst über die syrische Tragödie gesprochen hat, erscheint hier ihr Beitrag zum selben Thema. Interessant, neben allen anderen Beiträgen, ist auch die Sicht auf „Russland und der Arabische Frühling“. So erfährt man hier vom Schuldenerlass Russlands an Libyen. Die Altschulden von $4,5 Milliarden an die Sowjetunion wurden Gaddafi erlassen und resultierten mit dem Aufleben der Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder. Nach dem Erlass des UN-Mandats im März 2011 zum Schutz der libyischen Bevölkerung sieht sich Russland nach einem resultierenden Regimesturz betrogen.
„Libyen gilt als weiteres Beispiel, wie der Westen russische Interessen ignoriert – nach Kosovo und dem Irak…Russlands strikte Ablehnung jeglicher Form von externer Einmischung in den inner-syrischen Machtkampf – sei es durch militärische Intervention, Waffenembargo oder bloß durch die Verurteilung der syrischen Führung wegen Menschenrechtsverletzungen – hat in Libyen mit ihren Ursprung. Nach dem Machtwechsel in Libyen spielte Russland als politische Kraft keine Rolle mehr und musste empfindliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen…So wurde der Vertrag zur Ölförderung mit dem russischen Konzern Tatneft suspendiert. Russlands Führung und Firmen bemühten sich seitdem, alte Verträge wieder aufzunehmen und neue abzuschließen. Bislang befinden sich die meisten Versuche aber erst im Gesprächs-Stadium. Da Moskau zudem sein wichtigstes Fauspfand – die noch aus Sowjetzeiten stammenden Schulden – bereits aus der Hand gegeben hat, ist seine Verhandlungsposition schwach.“ (Klein, Margaretej.2014. In: Orient im Umbruch. S.149)
Weblinks:
- Israel Struggles With Its Identity (NYT. 08.12.14)