Immer mehr Menschen auf die Tafel angewiesen

v. l. n. r.: Jochen Brühl (Vorsitzender Bundesverband Die Tafel, Willy Wagenblast (Schatzmeister)

“Der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. zeigt sich besorgt über die Veränderung der Nutzergruppen bei den Tafeln. „Wir erleben, dass Armut und Armutsbedrohung weiter in der Gesellschaft verbreitet ist, als die Bundesregierung in ihrem Armuts- und Reichtumsbericht vermittelt“, so Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbands bei der Jahrespressekonferenz in Berlin. „Es entsetzt uns, dass immer mehr Menschen von Armut betroffen sind, obwohl Deutschlands Wirtschaftszahlen gut sind. Die Tafeln sind eine Kompassnadel für gesellschaftliche Entwicklungen. Bei uns wird die Not der Menschen sichtbar. Wir beobachten schon seit längerem die Tendenz, dass neben ALG-II-Empfängern auch Menschen zu uns kommen, die Arbeit haben. Das sind vor allem Alleinerziehende und ihre Kinder, prekär Beschäftigte und Teilzeitkräfte. Altersarmut ist damit vorprogrammiert. Die Politik darf hier nicht einfach wegsehen. Die Einführung des Mindestlohns ist ein erster richtiger Schritt, aber er kann nur ein Baustein sein bei der Bekämpfung von Armut“, so Brühl weiter. ”  (tafel.de/jahrespressekonferenz)

Ein neuer Monat hat begonnen

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Während DIE ZEIT in ihrer aktuellen Ausgabe über Piketty  und Die Wahrheit über Arm und Reich berichtet, stehen die Betroffenen zum Monatsbeginn wieder Schlange bis vor den Toren der Jobcenter. Piketty´s Berechnungen zur sozialen Ungleichheit im gegenwärtigen Kapitalismus sind allseits bekannt.

Diagramm zu steigender sozialen Ungleichheit in Frankreich, Scheweden, G.B., Deutschland und den USA
Quelle: ZEIT Online 29.05.14.

“Im Buch gibt Piketty einer Versuchung nach, der schon Marx nicht widerstehen konnte. Er deutet eine brillante historische Analyse in ein Entwicklungsgesetz für die Zukunft um. Dafür hat er sogar eine Formel, “r größer g” – die Kapitalrendite ist größer als die Wachstumsrate der Wirtschaft. Sein Gesetz lautet: Solange das so ist, wächst das Gewicht des Kapitals und damit die Ungleichheit. Und seine Erwartung ist: Im 21. Jahrhundert wird es so sein.” (s. ZEIT Online. 29.05.14)

Doch die Gefahr vor sozialer Unruhe und die Notwendigkeit politischer Intervention sieht nicht nur er. Wolfgang Streeck, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln sowie Professor für Soziologie an der Universität zu Köln, befasst sich in seinem Buch „Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus“  mit dem Spannungsfeld zwischen Demokratie und Kapitalismus.  Er beschriebt wie die Demokratie durch das Kapital der Finanzmärkte ausgehöhlt wird.

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