Gewinner der EU-Wahl

Juncker oder Schulz, wer wird EU-Kommissionspräsident? Konservativ oder sozial, das sind die brennenden Fragen zum Thema Eurpawahl.

Über die eigentlichen Gewinner des europäischen Zusammenschluss wird jedoch nicht berichtet.

Hierzu nochmal ein Zitat von Wolfgang Streeck, der in seiner Publikation über das wechselnde Spiel zwischen Staatsschuldenabbau und Deregulierung der Finanzmärkte berichtet, die dabei immer mächtiger geworden sind…

„Als Griechenland seinen Schuldenstand maskieren musste, um den Eintritt in die Europäische Währungsunion zu schaffen, und später daranging, sich z den neuen, niedrigen Zinsen hoch zu verschulden, half ihm bekanntlich die amerikanische Investment-Bank Goldman Sachs – gegen, wie bei dieser üblich, exorbitante Gebühren – seine Konten zu schönen. Es erscheint kaum glaublich, dass man in der hoch ‹‹vernetzten›› internationalen financial cummunity davon nichts geahnt haben sollte. Präsident der griechischen Zentralbank war damals der Witschaftswissenschaftler Lukas Papademos. Nachdem er seine Arbeit getan hatte, wurde er zum Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank befördert (und 2011, wie bekannt, zum griechischen Ministerpräsidenten, als von außen kommender, politikferner ‹‹Experte››, mit dem Auftrag, durch ‹‹Reformen›› die Zahlungsfähigkeit seines Landes gegenüber seinen Kreditgebern sicherzustellen). Soll man glauben, dass nach seinem Aufstieg nach Frankfurt  [zur EZB. M.M] seine Kontakte in seine Heimat so vollständig abrissen, dass er über den tatsächlichen Schuldenstand Griechenlands nichts mehr in Erfahrung bringen konnte? Etwas um die Zeit, als Papademos zur EZB wechselte, wurde Mario Draghi, Vizepräsident von Goldman Sachs und zuständig für das europäische Geschäft, zum Präsidenten der Banca d´Italia berufen, mit Sitz im Exekutivorgan der EZB. Wahrscheinlicher als dass auch dieser Ortswechsel mit einem Anfall von Amnesie verbunden war, ist, dass beide, Politik und haute finance, mit der durch die Währungsunion ermöglichten Ersetzungen zwischenstaatlicher Transfers durch einzelstaatliche Kreditaufnahme mehr als zufrieden waren: die Politik, weil ihr fiskalischer Spielraum erschöpft war, und die Geldindustrie, weil sich für sie neue Märkte auftaten und sie glauben durfte, dass am Ende, falls alle Stricke reißen sollten, die reicheren Mitgliedstaaten für die Schulden der ärmeren aufkommen und die Geldhäuser Europas und Amerikas schadensfrei stellen würden.“  (Streeck. 2013. S. 182 ff.)

Morgen ist Wahltag

Anlässlich der morgigen Wahlen zum Europarlament, der Regierungsbildung in der umkämpften Ukraine und Kommunalwahlen in Deutschland sei auf die Bedeutung der persönlichen Wählerpflicht hingewiesen.

Wolfgang Streeck, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln sowie Professor für Soziologie an der Universität zu Köln, befasst sich in seinem Buch „Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus“ [Downlaod hier] mit dem Spannungsfeld zwischen Demokratie und Kapitalismus.

„Wie gründlich der neoliberal reformierte Kapitalismus dabei ist, den demokratischen Sozialstaatskapitalismus der 1960er und 1970er Jahre zu verdrängen, lässt sich daran erkennen, dass parallel zu seinem Vordringen auch die Beteiligung der Bürger an demokratischen Wahlen stetig und teilweise dramatisch zurückging, und zwar vor allem bei denen, die am meisten an staatlichen Leistungen und staatlich durchgesetzter wirtschaftlicher Umverteilung von oben nach unten interessiert sein müssten…Am niedrigsten ist die Beteiligung an den Wahlen zum Europäischen Parlament…So lässt sich überall eine starke negative Korrelation zwischen Wahlbeteiligung und regionaler Arbeitslosen- und Sozialhilfequote beobachten…Wahlen machen, insbesondere in den Augen derjenigen, die auf politische Unterschiede angewiesen wären, keinen Unterschied mehr. Je weniger Hoffnung sie auf Wahlen setzen, desto weniger müssen die, die es sich leisten können, ihre Hoffnung auf den Markt zu setzen, befürchten, dabei durch politische Eingriffe gestört zu werden. Die politische Resignation der Unterschichten schützt den Kapitalismus vor der Demokratie und stabilisiert die neoliberale Wende, auf die sie zurückgeht.“ (S. 87 ff.)

„Während im neonationalistischen öffentlichen Diskurs nationale Überschuldung darauf zurückgeführt wird, dass die Bürger eines Landes sich auf Kosten der Bürger anderer Länder ein bequemes Leben gemacht haben (was es dann rechtfertigt, ihnen Solidarität-als-Strafe zukommen zu lassen), haben Schuldenstaaten in Wahrheit Schulden aufgenommen, um Steuern zu ersetzten, die sie von ihren Bürgern, allen voran den reichsten, nicht kassieren konnten oder um des sozialen Friedens willen nicht kassieren wollten oder durften. Dies macht die internationale Unterstützung für einen Schuldenstaat zu Solidarität nicht nur mit dessen Kreditgebern, sondern auch mit seiner niedrig und im Neoliberalismus immer niedriger besteuerten Oberschicht…“ (S. 138)

„Damit entsteht für diejenigen, denen die staatliche Steuerpolitik erlaubt, privates Überschusskapital zu bilden, das Problem, für dieses Anlagemöglichkeiten zu finden…Bei seiner Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten für sein Erspartes kommen ihm die nicht zuletzt wegen seines erfolgreichen Steuerwiderstands auf Kreditfinanzierung angewiesene Staaten gerade recht: Nicht nur ist die Armut des Staates sein Reichtum, sondern sie bietet ihm zugleich ein ideale Gelegenheit, diesen gewinnbringend zu investieren.“ (S. 114 f.)

Die Spirale dreht sich damit weiter und verschärft die extreme soziale Ungleichheit und Umverteilung von unten nach oben, wie es unter anderem Piketty jüngst beschrieben hat.

Damit die „Entdemokratisierung des Kapitalismus durch Schutz der ‹‹Märkte›› gegen politische Eingriffe im Namens marktkorrigierender sozialer Gerechtigkeit“ (S. 139) Einhalt geboten wird, muss der mündige Bürger zur Wahlurne schreiten und diejenigen wählen, denen er zutraut das verloren geglaubte Zepter dem Kapital wieder entreißen zu können.

Weblinks:

“Die globale Überwachung” – NSA-Enthüller Glenn Greenwald im Gespräch

Diese Woche stellt Glen Greenwald in Hamburg, München und Berlin sein Buch “Die globale Überwachung” vor. Basierend auf Edward Snowdens Dokumenten will der Autor in der Veranstaltung der ZEIT, Mitglied der Atlantischen Brücke (!), die Öffentlichkeit über den staatlichen Überwachungswahn aufklären und sein neues Buch vorstellen.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

Weblinks:

  • E-Mails legen engere Beziehung zwischen NSA und Google nahe (heise. 06.05.14)
  • N.S.A. Collecting Millions of Faces From Web Images (NYT. 31.05.14)

Ein Ritt bis zur Saalemündung

Für einen schönen Tages- oder Wochenendausflug mit dem Rad bietet sich der Saale-Radwanderweg an, der im Juni sein 20-jähriges Jubiläum feiert.
Schiller meinte “daß ich der Saale mehr zu danken habe, als der Ganges mir hätte mir geben können.”  (Denken mit Schiller. 2005. S.29)
Die 413 km lange Saale entspringt in Oberfranken, Bayern. Neben zahlreichen Städten wie Jena in Thüringen fließt die Saale auch durch Naumburg und Halle in Sachsen-Anhalt. Halle soll Ausgangspunkt der Fahrradtour sein, Etappen und Entfernungen kann man gut auf der Webseite des Saale-Radwanderweges einsehen. Campingplätze auf der Strecke findet man gesammelt auf der Seite Blaues Band durch Sachsen-Anhalt. Zunächst radelt man den Fluss entlang durch die hier liebevoll genannten Brachwitzer Alpen, bis man nach 20 km den schönen und historischen Ort Wettin erreicht. Weiter dem Saaleufer folgend sieht man daraufhin verschiede Ortschaften an sich vorbeiziehen. Schnell befindet man sich im Salzlandkreis. Schloss Plötzkau am Radwanderweg gelegen, bald folgt dann die Fahrt durch den Plötzkauer Auwald im Naturpark Unteres Saaletal. Nun sind die 60 km von Halle bis Bernburg in drei bis vier Stunden auch schon geschafft. Von Bernburg aus sind es noch einmal 35 km bis zur Saalemündung. Vorher radelt man an Nienburg und Calbe (Saale) entlang, bis man kurz hinter Barby sehen kann wie sich Saale und Elbe vereinigen. Wer die ganze Strecke nicht zurückbuckeln möchte, der kann sein Fahrrad in Sachsen-Anhalt kostenlos in der Bahn mitführen. Am günstigsten kommt man mit dem Harz-Elbe-Express (HEX) von Bernburg zurück nach Halle. In diesem Zug kann man das Hopper-Ticket für 4,50 € benutzen, welches für bis  50 km Bahnstrecke Gültigkeit besitzt.

Saale-Radweg Logo

Erste Gedanken zu Piketty

Das Buch des Ökonomen Piketty sorgt überall für Furore. Seine Berechnungen und Prognose zum wachsen Wohlstandsgefälle sowie Vorschlag zu politischen Lösungsansätzen vergrämt vor allem die besser gestellten unserer Gesellschaft.

Pikettys Aussagen werden mittlerweile überall in den internationalen Medien mit mehr oder weniger Fachexpertise diskutiert. Ein Kollege aus den USA, Professor und Vorsitzender des Wirtschafts-Department der Harvard Universität, Greg Mankiw, gibt auf seinem Blog ebenfalls eine Einschätzung zu Piketty´s neuem Buch „Kapital im 21. Jahrhundert“ ab. Die Elite-Universität in den Vereinigten Staaten ist für Mittellose wohl eher unerreichbar, ob sich sein soziales Umfeld auch auf seine Urteilskraft auswirkt? Außerdem läßt Mankiw auf seinem Blog auch andere (Lehr-) Meinungen und Verweise zu diesem Thema zu Wort kommen. So gelangt der interessierte Leser auch auf ein Radio-Interview mit Piketty selbst.

Eine vierseitige Leseprobe wird auf der Webseite der Boston NPR news station in englischer Sprache ebenfalls angeboten. Wer zusätzliche Daten betrachten will, kann auf der Seite des Autors fündig werden.

Weblinks:

Teambuilding in den Abgrund oder schon auf dem Höhepunkt?

Der Newsletter der Deutschen Jugendherberge macht auf ein Angebot der Jugendherberge Kreuth-Scharling am Tegernsee aufmerksam. Nach einem Umbau und drei neu gestalteten Multifunktionsräumen bietet die Herberge in Oberbayern gerade ein Gruppenangebot ab 15 Personen an. „Zu den Abendmahlzeiten verwöhnen wir Sie mit “kulinarischen Ausflügen” und in der gemütlichen Lounge am Kaminfeuer oder draußen am Lagerfeuer klingt der Tag aus. Für eine abendliche Entspannung bietet sich auch die hauseigenen Sauna an.“

2014_Tegernsee

Wer alpine Landschaft rund um den Tegernsee für die nächste Gruppenreise in Erwägung zieht, für den lohnt ein Blick auf die Webseite. Individualreisende oder oudoor-Fans können natürlich auch den Zeltplatz als Basiscamp für ihre Touren nutzen. Eine Reise ins Tegernseer Tal lohnt sich auf jeden Fall.

5 broken cameras

Manch einer wundert sich warum Die Story vom WDR über 5 broken cameras in Palästina am 05.Mai nicht gesendet worden ist.

Die Frage an die Redaktion wurde prompt beantwortet:

“danke für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an unserem Film “Five broken cameras”.

Die Verschiebung hat einen ganz einfachen Grund: Für das Programm der ARD hatten wir für den 19.05. den Film “Edelmarken zum Hungerlohn” geplant, der allerdings einer aktuellen Reportage aus der zur Zeit ja heftig umkämpften Ukraine weichen musste.

Da es in dem Film über die Edelmarken aber um aktuelle Recherchen in den Textilfabriken von Indien und Bangladesch ging, mussten wir den Film zeitnah im WDR-Fernsehen ausstrahlen – am 05.05.

Den auf diesem Sendeplatz ursprünglich geplanten Film “Five broken cameras”, der die deutsche Fassung eines ja bereits mehrfach ausgestrahlten und auch preisgekrönten Films ist, haben wir deshalb auf den 23. Juni verschoben. Dann werden Sie ihn ganz sicher hier bei uns im WDR-Fernsehen sehen können.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Redaktion “die story””

Und wer nicht bis zum 26. Juni bis nach der EU-Wahl warten möchte, der kann die Doku auch mit englischem Untertitel im Netz anschauen:

http://youtu.be/3VS6XDAQ2g0

Der Muttertag

“Der Muttertag ist ein Feiertag zu Ehren der Mutter und der Mutterschaft. Er hat sich seit dem 20. Jahrhundert in der westlichen Welt etabliert. Im deutschsprachigen Raum und vielen anderen Ländern findet er am zweiten Sonntag im Mai statt…

Der Muttertag hat seinen Ursprung in der englischen und US-amerikanischen Frauenbewegung. Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis versuchte 1865 eine Mütterbewegung namens Mothers Friendships Day zu gründen…

Mit steigender Verbreitung und Kommerzialisierung des Muttertags wandte sich die Begründerin des Feiertages von der Bewegung ab, bereute, diesen ins Leben gerufen zu haben, und kämpfte erfolglos für die Abschaffung des Feiertages…

In Deutschland wurde der Muttertag 1922/23 vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit Plakaten „Ehret die Mutter“ in den Schaufenstern etabliert und – betont unpolitisch – als Tag der Blumenwünsche gefeiert…

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Feier des Muttertags mit der Idee der „germanischen Herrenrasse“ verknüpft. Besonders kinderreiche Mütter wurden als Heldinnen des Volkes zelebriert, da sie den „arischen Nachwuchs“ fördern sollten. 1933 wurde der Muttertag zum öffentlichen Feiertag erklärt und erstmals am 3. Maisonntag 1934 als „Gedenk- und Ehrentag der deutschen Mütter“ mit der Einführung des Reichsmütterdienstes in der Reichsfrauenführung begangen…

In der DDR wurde der Muttertag offiziell nicht begangen, stattdessen wurde der Internationale Frauentag am 8. März gefeiert…” (s. Wikipedia.)

panem et circenses

Der Ausdruck stammt vom römischen Dichter Juvenal und

„…bezeichnet auch heute noch die Strategie politischer (oder industrieller) Machthaber, das Volk mit Wahlgeschenken und eindrucksvoll inszenierten Großereignissen von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken.“ (s. Wikipedia)

2014-05-02 11.38.15

Leider waren die Karten für das Landespokal-Finale zwischen dem HFC und dem 1. FC Magdeburg rasendschnell ausverkauft. Der Andrang für die begehrten Tickets für das Spiel in Halle am 14. Mai war enorm. Diszipliniert stehen die Fans in einer langen Warteschlange, um die Eintrittskarten zu diesem Top-Spiel zu erlangen. Von 12.500 Karten gehen 5000 Tickets an den Erzrivalen Magdeburg. Bleibt nur zu hoffen dass die Emotionen während des Spiels nicht überkochen, die Frustration der Zuschauer nicht zu groß wird und das Ergebnis am Ende für alle erträglich ist.

2014-05-02 11.37.28

2014-05-03 17.17.47