Mit diesen Worten warnte der Chef der Schweizer Großbank UBS, Robert Holzach, seinen Amtsvorgänger Phillippe de Weck in einem persönlichen Brief. Man sollte meinen, de Weck sei einen Bund mit dem Teufel eingegangen, doch so einfach ist es nicht. Kurz zuvor hatte er ein Beratungsmandat im Vatikan angenommen, um gewisse Geldprobleme mit fünf anderen Finanzexperten zu lösen. Laut Schmid ist der Brief von Holzach 1982 verfasst worden. Der damalige Präsident der Mailänder Großbank Ambrosiano, Roberto Calvi, war wenige Wochen zuvor „erhängt, mit Geldscheinen und Bauschutt in den Taschen, unter einer Brücke in London aufgefunden worden.“ (Schmid. In: Spiegel Online. 20.11.13)
De Weck traute sich aber und hielt an seinem Beratungsmandat fest, so wie er seine Erfahrungen mit der Vatikanbank ebenfalls schriftlich festhielt.
Und wer meint dass sich nur weltliche Banker zu Manipulationen auf dem Finanzmarkt herablassen, scheint ganz schön verblendet. Jede Generation hat seinen Skandal, die Manipulationen und Briefkastenfirmen der Vatikanbank haben in diesem Fall das italienische Geldhaus Ambrosiano ins Wanken gebracht. Kunden und Kreditgeber bleiben außen vor. Den ersten trugen schon die Englein fort, Präsident Calvi musste dran glauben. Die Berater um Herrn de Weck wollten jetzt den Kopf der Vatikanbank, Erzbischof Paul Marcinkus, für die Misere verantwortlich machen.
„Allein der Vatikan dachte gar nicht daran. Er schützte Erzbischof Marcinkus unter Berufung auf die strafrechtliche Immunität vatikanischer Würdenträger vor einem Strafprozess in Italien und ließ ihn weitere sieben Jahre im Amt.“ (Schmid. In: Spiegel Online. 20.11.13)
Dafür gab es wohl gute Gründe.
„Der Prälat hatte für die italienische Industriellen-Familie Feruzzi mehrere Konten auf angeblich wohltätige Stiftungen eingerichtet, über die die Wirtschaftsmagnaten dann Millionen an Schmiergeldern in Italiens Politik und Verwaltung verteilten. Ein weiteres, scheinbar einer Stiftung zugehöriges Konto, so fanden die Aufsichtsräte heraus, gehörte in Wahrheit dem langjährigen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti. Auch über dieses Konto liefen Millionenbeträge.” (Schmid. In: Spiegel Online. 20.11.13)
Arne Storn beschreibt es mit anderen Worten und sagt dass Vatikan Bank-Chef Erzbischof Marcinkus und der tote Calvi eng mit „einem Manager der Mafia und Mitglied der Geheimloge P2“ zusammengearbeitet hatte. (Storn. In: DIE ZEIT. 26.02.13) Die Bank, zu deren Kunden angeblich nur Kleriker und Diplomaten zählen, möchte keine Angaben zu ihrem Kundenstamm machen. Italienische Ermittler versuchen herauszufinden ob die Konten ihrer Schäfchen vielleicht doch ganz anderen Interessen dienen. Der ehemalige Präsident Ettore Gotti Tedeschi und sein Generaldirektor Paolo Cipriani standen bereits unter Geldwäscheverdacht.
So froren italienische Ermittler 2010 $30 Millionen von externen Konten ein, die der Vatikan-Bank zugeordnet wurden. (s. Donadio and Povoledo. In: NYT. 28.06.13) Papst Benedict hat daraufhin 2010 ein Untersuchungsgremium [Financial Intelligence Authority] für die päpstlichen Finanzgeschäfte und gegen Geldwäsche geschaffen, das jedoch keine nennenswerten Erfolge zu verbuchen hat. (s. Donadio and Higgins. In: NYT. 09.03.13) Die eingefrorenen $ 30 Millionen wurden daraufhin wieder freigegeben. (s. Donadio and Povoledo. In: NYT. 28.06.13)
So wie der Staat seine Banken schützt, wollte auch niemand am heiligen Stuhl der Vatikanbank sägen.
Die ZEIT schreibt im Februar zur Amtseinführung von Ernst von Freyberg als neuen Präsidenten der Vatikanbank:
„Geheime Konten, verschobene Millionen, tote Banker, die Mafia – mit derlei Geschichten wird Ernst von Freyberg künftig zu tun haben.“ (Storn. In: DIE ZEIT. 26.02.13)
Sein Vorgänger soll sich hinter den neun Meter hohen Mauern in Rom vor der Justiz versteckt haben. Stellt sich die Frage, welche Justiz damit gemeint ist.
Im Sommer 2013 sind Prälat Monsignor Nunzio Scarano, ein italienischer Agent und Finanz-Broker unter Korruptionsverdacht festgenommen worden. Agent Giovanni Maria Zito wollte in einem Privatflugzeug und $26 Millionen im Gepäck von der Schweiz nach Italien fliegen. Er wollte wohl einem wohlhabenden Freund helfen, das Geld zu verstecken.
„The investigation came about after Monsignor Scarano reported a break-in at his apartment late last year, during which the thieves made off with precious paintings and silver artifacts. That led to the discover of the moving of the 560.000 euros.” (Donadio and Povoledo. In: NYT. 28.06.13)
Geld und Macht kommen gerne zusammen, um noch mehr Geld und Macht zu erhaschen. Im Kalten Krieg war die Bank ein segensreicher Gehilfe im Kampf gegen den Kommunismus. (s. Donaldio and Higgins. In: NYT. 09.03.13)
Formal ist die Vatikanbank oder auch Institut für die religiösen Werke (IOR) eine Stiftung. Sie hat das Geld auf den Konten anderer Banken.
Wie der Guardian berichtet konnte das Geld der Mussolini-Diktatur für die päpstliche Anerkennung sehr gut angelegt werden. Die besten und teuersten Grundstücke weltweit konnten in Kirchenbesitz gelangen, z.B. Filetstücke in Londons teuersten Bezirken. Die Zentrale der wohlhabenden Investmentbank Altium Capital, Straßenblocks und Wohnungen in Paris und der Schweiz, alles gute Investitionen und im Besitz des Vatikans. Jedoch versucht er seine Besitztümer zu verschleiern. Als Beteiligte der Immobilien sind prominente Banker eingetragen, z.B. der ehemalige CEO der Barkleys Bank und anderen Geldhäusern. Hinter großen Namen der Finanzwelt und über zahlreiche Umwege gelangte der Guardian zurück zum Ursprung.
„Files from officials at Britain´s Ministry of Economic Warfare at the end of the war criticised the pope´s financier, Bernardino Nogara, who controlled the investment of more than £50m cash from the Mussolini windfall…Earlier in the war, in 1943, the British accused Nogara of ..“dirty work“, by shifting Italian bank shares into Profima´s hands in order to “whitewash” them and present the bank as beeing controlled by Swiss neutrals.” (Tanda and Benhamou. In: Guardian. 21.01.13)
Bei Fragen an zu den Mussolini-Investitionen des Vatikans in Großbritannien stießen die Journalisten vom Guardian beim Londoner Repräsentanten, Erzbischof Mennini, auf ein kirchliches Schweigegelübte.
Vertrauen soll vielleicht heute durch erstmals veröffentliche Geschäftszahlen geschaffen werden.
„Freyberg, der sein Amt in diesem Jahr antrat, hat die US-Beratungsgesellschaft Promontory Financial unter anderem damit beauftragt, alle Konten der 19.000 Kunden zu untersuchen und die Regelungen zur Verhinderung von Geldwäsche zu verschärfen.“(Spiegel Online. 01.10.13)
Wie es der Vatikan mit der Wahrheit nimmt, wurde schon angesprochen. Komisch ist nur, dass die Bank noch vor kurzem sagte, dass sie ca. 33.000 Konten habe. (Donaldio and Higgins. In: NYT. 09.03.13) Doch kritisch will hier niemand berichten.
Siehe hierzu: